Neuigkeiten einer strategischen Übernahme aus dem Hause des Pharmariesen. Mit seiner Übernahme der amerikanischen Carmot Therapeutics für bis zu 3,1 Milliarden US-Dollar, möchte Roche im Markt für Abnehmpräparate mitmischen. Sind die Branchenleader Novo Nordisk und Eli Lilly noch einzuholen? Das Jahr 2023 war ein schwieriges für Roche. Seit Jahresbeginn verloren die Roche-Valoren knapp 14,50 Prozent (Stand 06.12.2023). Grund dafür waren Rückschläge bei drei potenziellen Blockbuster-Kandidaten in der Pipeline sowie zusätzlicher Druck auf bestehende Umsätze durch die Zulassung sogenannter Biosimilars. Die Spitzenumsätze in der Diagnostiksparte bedingt durch die Corona-Pandemie normalisierten sich aber weiterhin. Insofern könnte Roche seine Pipeline weiter durch strategische Akquisitionen stärken. Wir stellen die Einschätzung der Vontobel-Experten vor.
So meldete der Basler Pharmakonzern die Übernahme der nicht börsennotierten und derzeit im Privatbesitz befindlichen US-amerikanischen „Carmot Therapeutics“ für bis zu 3,1 Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag setzt sich aus einer Zahlung über 2,7 Milliarden US-Dollar sowie einer zusätzlichen Meilensteinzahlung von 400 Millionen zusammen. Dort hat man eine 11,25% p.a. Aktienanleihe mit Barriere (Worst-Of) Fresenius SE & Co. KGaA, BASF SE, Bayer AG emittiert – WKN VM7HF8.
Durch die Übernahme erhält Roche Zugang zur Pipeline des Unternehmens, die unter anderem den Wirkstoffkandidaten „CT-388“ enthält, ein Peptid (Eiweissmolekül), dass das Hungergefühl beeinflussen kann. Dieser vielversprechende Phase-II-Kandidat basiert auf dem berühmten GLP-1/GIPRezeptor und bietet Möglichkeiten zur Behandlung von Adipositas (Fettleibigkeit) bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes. Roche stuft diesen Wirkstoffkandidaten als vielversprechend für Verwendung in Einzel- sowie Kombinationstherapien ein. Erste Daten aus der aktuellen klinischen Phase-II erhofft sich Roche im ersten Halbjahr 2024. Ein weiterer Pipeline-Kandidat „CT-996“, aktuell in der klinischen Phase-I, verfügt über eine orale Verabreichungsform und soll ebenfalls zur Behandlung von Adipositas bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes eingesetzt werden können. Bis zu einem möglichen Markteinritt dürfte es hier allerdings noch ein paar Jahre dauern.
Die Übernahme, die Roche in diesem Bereich getätigt hat, zeigt das große Marktpotenzial, dass dieser Wirkstoffgattung zugesprochen wird. Tatsächlich gelten Medikamente auf GLP1-Basis als Blockbuster in der Pharmaindustrie. Auch, wenn die Konkurrenz mit Novo Nordisk und Eli Lilly bereits einiges an Vorsprung vorzuweisen hat, scheint der Markt für Roche immer noch attraktiv und groß genug für dessen Engagement zu sein. Gewicht verlieren durch die Einnahme eines Wirkstoffes, der auf das Hungerzentrum wirkt, klingt futuristisch, ist aber längst Realität. Immer mehr Menschen, die mit starkem Übergewicht zu kämpfen haben, greifen zu GLP-1-Präparaten wie „Wegovy“ (Semaglutid) von Novo Nordisk oder „Zepbound“ aus dem Hause Eli Lilly.
Immer Menschen leiden unter Adipositas oder Diabetes und das dänische Unternehmen Novo Nordisk gilt als führend für Behandlungstherapien in diesem Bereich. Operativ fokussiert ist das Unternehmen auf die Produktionssteigerung und die Vermarktung seiner beiden Blockbuster-Medikamente „Wegovy“ zur Gewichtsreduktion und „Ozempic“ gegen Diabestes. Diese Wirkstoffe enthalten den Wirkstoff Semaglutid, der die Wirkung eines im Darm produzierten Hormons hervorruft, dass ein Sättigungsgefühl hervorruft. Entsprechend erreichen Anwender dieses Wirkstoffes einen Gewichtsverlust von bis zu 15 Prozent. Novo Nordisk fokussiert weiter den Ausbau seiner Produktionskapazitäten für den Vertrieb seiner beiden Wirkstoffe zur Deckung des großen Bedarfs. Mit Blick über den Atlantik hatte der US-Pharmariese Eli Lilly die Zulassung für einen eigenen Abnehm-Wirkstoff erhalten, der in den USA unter dem Namen „Zepbound“ vermarktet wird. Dieses Medikament ist bereits seit 2022 unter dem Namen „Mounjaro“ zugelassen worden, allerdings für Diabetes. „Zepbound“ soll Eli Lilly zu Folge mit einem Listenpreis von knapp 1.060 US-Dollar erhältlich sein, was günstiger wäre als der Konkurrent „Wegovy“ mit 1.349 US-Dollar pro Packung.
Auch Eli Lilly kündigte erhebliche Investitionen in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten an. Um an den Marktentwicklungen in einem ausgewogenen Umfang teilzunehmen, hat Vontobel ein Tracker-Zertifikat auf den „Diabetes and Weight Management Basket“ entwickelt. Dieser Basket beinhaltet 20 Unternehmen, die die gesamte Wertschöpfungskette in den Bereichen Diabetes und Gewichtskontrolle abdecken soll. So sind nicht nur die Branchenführer Novo Nordisk und Eli Lilly enthalten, sondern auch Zuliefererfirmen, die in der Herstellung medizinisch notwendiger Komponenten tätig sind. Da der weitere Kursverlauf der Aktien von einer Vielzahl konzernpolitischen, branchenspezifischen und ökonomischen Faktoren abhängig ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen, als Anleger es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.