Juni statt März, Sommer statt Frühjahr – so schnell wie die Anleger Ende vergangenen Jahres ihre Zinssenkungserwartungen nach oben schraubten, so schnell werden sie jetzt von den Vertretern von Fed und EZB wieder eingefangen. Wir sprechen mit Jürgen Molnar, Kapitalmarktexperte bei Robomarkets über die heißen Themen der vergangenen Woche.
FR: Die Erwartungen an Zinssenkungen wurden Anfang des Jahres schnell revidiert. Waren Anleger zu optimistisch?
Jürgen Molnar: Die schnelle Revision der Zinssenkungserwartungen zeigt, wie dynamisch die Märkte auf geldpolitische Signale reagieren. Die mahnenden Worte von Fed und EZB signalisieren, dass ein überhasteter Zinssenkungszyklus vermieden werden soll. Die steigenden Renditen am Anleihemarkt und die Rückkehr der Aktienkurse deuten darauf hin, dass die Märkte nun wieder auf eine ausgewogenere Perspektive reagieren.
FR: Bayer plant massive Kosteneinsparungen, möglicherweise mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze. Hat die Aktie die Chance auf ein Comeback?
Jürgen Molnar: Die geplanten Kosteneinsparungen bei Bayer sind eine notwendige Reaktion auf die Herausforderungen rund um Glyphosat und auslaufende Medikamentenumsätze. Langfristig könnte dieser Kurswechsel die richtige Lösung für Bayer sein. Jedoch schafft er kurzfristig keine Kursfantasie für die Aktie, die im vergangenen Jahr gelitten hat. Beobachten ist sicherlich angebracht, aber ein Investment erfordert eine sorgfältige Abwägung.
FR: BYD hat Tesla als größten Elektroautoproduzenten abgelöst, trotzdem bleibt die Aktie unter Druck. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung, und welche Rolle spielt der chinesische Markt dabei?
Jürgen Molnar: BYD’s Erfolg als größter Elektroautoproduzent ist beeindruckend, besonders vor dem Hintergrund des chinesischen Marktes. Die anhaltende Konsolidierungsphase der Aktie könnte auf unterschiedliche Markterwartungen und den chinesischen Ursprung des Unternehmens zurückzuführen sein. BYD ist profitabel, aber im Vergleich zu Tesla vielleicht etwas weniger im Fokus.
FR: Der Bitcoin-ETF brachte für den Bitcoin-Kurs nicht den erhofften Auftrieb.
Jürgen Molnar: Die hohe Nachfrage nach Bitcoin-ETFs ist positiv, aber wir sehen starke Mittelabflüsse bei Grayscale , welche die Dynamik dämpfen. Bei Grayscale wurden alte Bestände in den neuen ETF umgewandelt, weshalb es in den ersten Tagen starke Abflüsse gab. Eigentlich paradox.
FR: Was steht bei ihre Kunden bei Robomarkets derzeit hoch im Kurs?
Jürgen Molnar: Als Multi-Asset-Broker setzen unsere Kunden auf Forex, Aktien – auch aus den USA -, Gold oder auch Bitcoin. Am Forex-Markt ist die Lage derzeit eher ruhig, nachdem der Euro zum Jahreswechsel deutlich aufholen konnte. US-Aktien handeln unsere Kunden mit kleinstmöglichen Spreads. In den vergangenen Tagen zog Nvidia auf ein neues Rekordhoch. Die A.I-Phantasie ist ungebrochen. Auch bei Apple nutzten unsere Kunden den Rücksetzer auf 180 Dollar zum Einstieg.
