Quelle: https://www.bundesbank.de
Fotos: Uwe Nölke / Nils Thies
Belastet: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche überwiegend nachgegeben. Bis auf Donnerstag verzeichnete der Deutsche Aktienindex (Dax) an jedem Handelstag moderate Verluste. Als Hauptgrund für die eingetrübte Stimmung machten Beobachter die zurückgehenden Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen der großen westlichen Notenbanken aus. Nachdem Ende des vergangenen Jahres Spekulationen über sinkenden Leitzinsen den Börsen einen erheblichen Schub gegeben hatten, belastete jetzt die Annahme, dass diese noch länger auf sich warten lassen könnten als zuletzt erhofft. Daneben machten sich zeitweise Sorgen in Bezug auf die vielfältigen geopolitischen Krisen negativ bemerkbar. Bei den Einzelwerten bewegten vor allem Analystenurteile sowie vereinzelt vorgelegte Zahlen.
Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Dax-Familie gibt nach
Der
Dax ging im Wochenvergleich um 0,9 Prozent zurück auf 16.555,13 Punkte. Der
MDax verlor 3,3 Prozent auf 25.432,05 Zähler. Der
TecDax reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 3.267,74 Punkte. Der
m:access All-Share verbesserte sich dagegen um 0,2 Prozent auf 1.411,36 Zähler.
Mit Abstand größte Verlierer im Dax waren einmal mehr die Titel von
Zalando, die in der vergangenen Woche 11,8 Prozent einbüßten. Für Druck sorgte unter anderem eine gestrichene Kaufempfehlung durch die Analysten der
Bank of America. Die Titel der
Münchener Rück profitierten dagegen von einem positiven Analystenurteil und gewannen auf Wochensicht um 4,1 Prozent. Noch stärker, nämlich um 5,1 Prozent, stieg der Kurs von
Rheinmetall, der neue Rekordstände erreichte, hier trieben die derzeitigen bewaffneten Auseinandersetzungen und die vermuteten Konsequenzen vieler Staaten. Gleiches galt im MDax für
Hensoldt, die ein Wochenplus von 6,2 Prozent auswiesen. Die Titel von
Hugo Boss sackten dagegen um 13,1 Prozent ab, die Anleger zeigten sich von den Quartalszahlen des Modekonzerns enttäuscht.
Profitierten von den vielen bewaffneten Konflikten – die Titel von Rheinmetall. Im Bild ein „Surviver“!
Anleihen: Gedämpfte Zinshoffnungen
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche merklich zurückgegangen. Die sinkenden Erwartungen in Bezug auf baldige Leitzinssenkungen drückten auf die Notierungen der Bundespapiere. Gedämpft wurde die Zinshoffnung unter anderem von einigen Konjunkturdaten, die die Notwendigkeit einer raschen Änderung der Geldpolitik in den Augen der Marktteilnehmer reduzierten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,17 auf 2,34 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,18 auf 2,32 Prozent.
USA: Gehobene Kauflaune
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche weiter zugelegt. Vor allem gut aufgenommene Quartalszahlen und Unternehmensausblicke versetzten die Anleger in Kauflaune. In der Folge markierten die drei großen Indizes am vergangenen Freitag allesamt neue Rekordhochs. Der
Dow-Jones-Index rückte im Wochenvergleich um 0,7 Prozent vor auf 37.863,80 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index stieg um 1,2 Prozent auf 4.839,81 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index übersprang am Freitag erstmals die Marke von 17.000 Punkten und gewann im Wochenvergleich 2,9 Prozent auf 17.314,00 Zähler.
Ausblick: Konkretes zur Geldpolitik
Die Geldpolitik steht auch in der aktuellen Woche im Zentrum des Geschehens an den deutschen Aktienbörsen. Und neben den anhaltenden Spekulationen gibt es in den kommenden Tagen auch einiges Konkretes hierzu. Im Fokus steht dabei die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Dass diese in dieser Woche ihre Zinsen ändern wird, damit rechnet kaum ein Marktteilnehmer, wohl aber damit, dass es neue Signale zum weiteren Vorgehen der EZB geben wird. Und auch, wenn zuletzt die Erwartungen bezüglich möglicher Zinssenkungen zurückgegangen sind, so gibt es doch noch einiges Enttäuschungspotenzial, falls die EZB eine zu klare Absage an die Zinshoffnungen erteilen sollte. Daneben geben die Bank of Japan, die Bank of Canada sowie die chinesische Notenbank ihre jeweiligen Zinsentscheidungen bekannt.
Hochkarätige Konjunkturdaten und Berichtssaison startet
Von Seiten der Konjunkturdaten steht ebenfalls eine ganze Reihe hochkarätiger Veröffentlichungen auf der Agenda. Neben den Einkaufsmanagerindizes gehören hierzu unter anderem das Bruttoinlandsprodukt der USA, die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sowie die privaten Einkommen und Ausgaben in den USA, das Ifo-Geschäftsklima für Deutschland und das Verbrauchervertrauen in den USA und Deutschland.
Und auch von Unternehmensseite her werden relevante Impulse für die Märkte erwartet, die Berichtssaison kommt immer mehr ins Laufen. Aus den USA werden dabei vor allem die Ergebnisse und Ausblicke der Technologie-Konzerne
IBM ,
Intel und
Netflix mit Spannung erwartet, die auch auf hiesige Branchenwerte wirken könnten. Die Zahlen von
Tesla können sich ebenfalls der Aufmerksamkeit der Märkte gewiss sein. Mit
SAP und
Sartorius legen zudem zwei Dax-Unternehmen ihre Berichte vor.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 22.01.: Zinsentscheid der chinesischen Notenbank
Dienstag, 23.01.: Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan
Mittwoch, 24.01.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P Herstellungsindex (USA); S&P Dienstleistungsindex (USA); Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Canada
Donnerstag, 25.01.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Verbraucherpreise in Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Bruttoinlandsprodukt der USA; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Chicago Fed nationaler Herstellungsindex (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Freitag, 26.01.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA)