Seit der Saison 2012/2013 heißt der Deutsche Fußballmeister ausnahmslos Bayern München. Eine ähnliche Dominanz sucht man am Aktienmarkt vergeblich, nicht aber bei den Währungen.
Vor 15 Jahren endete der Höhenflug des Euro, seitdem lässt der Dollar seine Muskeln spielen und wertet auf. Im vergangenen Jahr rutschte der Kurs zeitweise unter die Parität, 2008 waren es noch 1,60 Dollar. Enden 2024 womöglich gleich zwei Serien?
US-Dollar stark wie gewohnt
In der Fußball-Bundesliga schickt sich Bayer Leverkusen an, den Bayern erstmals seit dem Jahr 2013 den Spaß zu verderben nachdem vergangene Saison Borussia Dortmund auf der Zielgeraden an den eigenen Nerven scheiterte. Am Währungsmarkt ist ein wesentlicher Grund für die jahrelange Dollarstärke die überraschend robuste Verfassung der US-Wirtschaft. „Steigende Energiepreise und hohe Zinsen zeigen bislang kaum Wirkung, während für Europa die Wachstumsprognosen zuletzt durchweg nach unten revidiert wurden“, so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets, dessen Kunden besonders auf den Währungsmarkt – kurz FX-Markt genannt – spezialisiert sind.
Die Fed als wichtigster Taktgeber unter den großen Notenbanken hat daher die Zinsen kräftiger auf 5,25/5,5 Prozent angehoben, während der Leitzins in Europa bei 4,5 Prozent liegt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, dass die Amerikaner den Leitzins stets stärker nach oben und nach unten geschraubt haben als ihre Kollegen in Frankfurt. Vieles spricht also dafür, dass die nächste geldpolitische Kehrtwende der Fed aggressiver und schneller erfolgen wird als bei der EZB.
Vorteil nimmt ab
Damit dürfte auch der Zinsvorteil des US-Dollars gegenüber dem Euro wie Schnee in der Sonne dahinschmelzen, ab dem Frühsommer ist mit Tauwetter zu rechnen. „Bisher gingen Zinssenkungen in der Regel mit einem schwächeren Dollar einher, sofern eine globale Rezession ausblieb und der Dollar nicht als sicherer Hafen gesucht wurde“, ordnet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets ein. Im kommenden Jahr könnte aber nicht nur der Zinsvorteil der USA abnehmen, auch die Wachstumsdynamik gegenüber Europa sollte ihren Zenit überschritten haben. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die negativen Folgen der restriktiveren US-Geldpolitik in der Realwirtschaft bemerkbar machen.
Frühindikatoren diskutabel
Steigende Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deuten darauf hin, dass die Jobsuche allmählich schwieriger wird, und Indikatoren wie der Economic Surprise Index zeigen nach unten. Euroland hat seine konjunkturelle Schwächephase bereits hinter sich, das Überraschungspotenzial liegt auf der Oberseite. Die fundamentale Dominanz des Dollars wird wie bei den Bayern kaum enden. Aber ähnlich wie der aktuelle Tabellenführer Bayer Leverkusen könnte auch der Euro zumindest eine Saison lang das Feld anführen.