Saisonalität ist für viele Anleger maßgeblich beim aktiven Handel. 2024 könnten sie richtig liegen. Allerdings eher aus Zufall.
Für viele Menschen ist es ärgerlich an der Börse Geld zu verlieren wenn es abwärts geht. Der noch größere Schmerz entsteht jedoch, wenn man bei einem steigenden Aktienmarkt nicht dabei ist. So war es in den ersten vier Monaten des Jahres bei DAX, Nasdaq oder S&P 500. Das Umfeld ist wirklich nicht prickelnd angesichts der Bewertungen in den USA, der platzenden Zinssenkungs-Hoffnung und den dank hoher Inflationsraten auch weiter hohen Zinsen. Schaut man auf die jüngsten Daten zum Verbrauchervertrauen könnte man sogar etwas Sorgen um die Konjunktur bekommen. Und dann greift auch noch die Saisonalität.
„Sell in may and go away ist wirklich eine der größten Plattitüden am Finanzmarkt“, findet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Trotzdem ist die Statistik auf lange Sicht durchaus positiv für die Idee, die Sommermonate auszusparen bei seiner Anlagestrategie“, so der Experte. „Wichtig ist aber, es wenn überhaupt auch kontinuierlich so zu handhaben“, stellt Franz-Georg Wenner von IndexRadar heraus, die sich mit Statistiken immer wieder beschäftigen. Es gibt nämlich durchaus Jahre in denen die Aktienmärkte prima durch den Sommer kommen.
Überkauft ja oder nein
2024 könnten die Verkäufer im Mai mal wieder recht bekommen. Nicht deshalb, weil zufällig Mai ist, sondern weil der DAX ebenso wie die Nasdaq auf oder nah an frischen Rekordhochs liegen und zugleich mitunter stark überkauft sind. Im DAX liegen Mitte Mai nicht weniger als 80 Prozent der Aktien stark oder sehr stark entfernt von ihrem 200-Tage-Durchschnitt. „Die am meisten überkaufte Aktie schon seit April 2024 ist Rheinmetall. Dort floss ausgesprochen viel Anlegergeld hinein“, so RoboMarkets-Analyst Molnar. Einerseits ist dies verständlich, andererseits wirkt es überzogen. Erstaunlich ist übrigens, dass unter den Aktien weltweit mit dem größten Momentum mit TAG Immobilien, LEG Immobilien, Commerzbank und Deutsche Bank gleich vier deutsche Aktien sind, die lange Zeit verschmäht wurden. Doch Immo-Titel sind ebenso wie Banken wieder angesagt.
Der Weg des Schmerzes
An vielen Tagen im ersten Jahresdrittel 2024 konnte man trotz des starken Zugs in Einzelaktien beispielsweise beim Smartbroker aus Berlin sehen, dass die Umsätze in Short-Papieren auf den DAX doch vergleichsweise hoch waren. Viele Anleger spekulierten also darauf, dass die Rally enden sollte. Zeitweise sah es mit einem Rückfall unter 17.500 Punkte so aus ehe der DAX mal eben wieder 1.000 Zähler draufpackte und den Vatertag zum frischen Rekord nutzte. „Solche Feiertage können ohnehin spannend und riskant zugleich sein, da die Umsätze oft niedrig liegen“, so Analyst Molnar. Als Fazit bis zum Mai bleibt also, dass der Pain Trade einmal mehr auf der Oberseite lag. „Kaum jemand war für einen Ausbruch des DAX auf frische Rekorde positioniert“, findet auch Stefan Riße vom Fondshaus Acatis. Allerdings unterstreicht die Volatilität bei nur noch 13 Punkten im VDAX ganz klar, dass auch der Absicherungswille Mitte Mai stark zurückgegangen ist.
Sell in may?
In diesem Punkt liegt Hoffnung und eben in der wegfallenden Saisonalität. Auf die wie zuletzt starke Phase zwischen November bis April folgt die statistisch herausfordernde Zeit über die Sommermonate. Mai, September und Oktober sind bekannt für scharfe Rücksetzer. Niemand sollte nun nur wegen saisonaler Einflussfaktoren sein komplettes Depot verändern. Festzurren etwaiger DAX-Gewinne und punktuell Einkauf von absichernden Papieren wie Turbo-Short-Papieren auf den DAX wie der WKN UM2ZE0 mit kleinem Hebel von 2,3.