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Tradingideen

Wahlchaos in Frankreich – so reagieren die Märkte

Vanyo Walter ist seit Juni 2023 Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.

FR: Herr Walter, die Zinsen sind sowohl in den USA als auch in Europa in der ersten Jahreshälfte erneut gestiegen. Wie haben sich diese Entwicklungen auf den Anleihemarkt ausgewirkt?

Vanyo Walter – Robomarkets: Die anhaltend hohe Inflation hat dazu geführt, dass die Zinsen gestiegen sind, wodurch das Umfeld für Anleihen schwierig war. Anleger konnten allerdings mit Unternehmens- und Peripherieanleihen dank höherer laufender Renditen und Kupons die Kursauswirkungen des Zinsanstiegs abfedern. In den vergangenen Tagen kamen Bundesanleihen wieder zurück. Anleger preisen rund um die Turbulenzen an den Aktienmärkten möglicherweise wieder mehr Zinssenkungen in der Eurozone ein.

FR: Die bevorstehenden französischen Neuwahlen bringen Unsicherheit. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Vanyo Walter: Die Auflösung der französischen Nationalversammlung und die Neuwahlen haben zu einer mittleren Verwerfung an den europäischen Märkten geführt. Der sogenannte Spread – sprich Abstand – zwischen den Renditen auf deutsche und französische Anleihen hat sich deutlich ausgeweitet. Auf französische Anleihen verlangt man 70 Basispunkte höhere Rendite.

FR: Wie könnten die französischen Neuwahlen die Risikoprämien für französische Staatsanleihen beeinflussen?

Vanyo Walter: Sollte es zu einem Sieg des rechten Rassemblement National kommen, würde das den politischen Handlungsspielraum für Präsident Macron vermutlich weiter einschränken und könnte zu politischem Stillstand führen. Die möglichen Auswirkungen auf die Fiskalpolitik wären gravierend, und das französische Kreditrating könnte weiter unter Druck geraten.

Im Vorfeld der Wahlen könnte die Nervosität steigen, was zu erhöhten Risikoprämien für französische Staatsanleihen und Bankenanleihen führen könnte.

FR: Welche Rolle spielen die Bewertungen von Ratingagenturen in diesem Szenario?

Vanyo Walter: Nach der Herabstufung durch S&P am 31. Mai wird am Markt erwartet, dass Moody’s als nächstes reagiert. Allerdings scheinen Investoren in den vergangenen Tagen viel „Negatives“ eingepreist zu haben, wodurch sich langfristig durchaus Chancen ergeben.

 

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