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Tradingideen

Aktien – Warum wir die Korrektur gekauft haben

Cityscape of Frankfurt, Germany, the financial center of the country.

Wenn Boulevardmedien schlimmste Szenarien ausmalen und die Angst umgeht, ist es Zeit für große und kleine Börsencrashs. Für alte und neue Anleger gibt es dann richtig viel zu lernen.

Erinnern Sie sich – sofern Sie Fußballfan sind – an das Meisterschaftsspiel Unterhaching gegen Leverkusen im Jahr 2000? Damals vergeigte Leverkusen die Meisterschaft, denn nach einem Eigentor Michael Ballacks war man am letzten Bundesligaspieltag wie gelähmt. Börsianer haben alle ein bis zwei Jahre einen Tag, der sich anfühlt wie ein Meisterfinale. Es geht richtig zur Sache, es tritt das Unerwartete ein – der große oder der kleine Crash. In diesem Fall wurde er ausgelöst vom sogenannten Carry Trade in Japan und von Rezessionssorgen in den USA.

Turbulenzen durch Carry Trade

Unter Carry Trade versteht man, dass man sich in einer günstigen Währung bei niedrigen Zinsen verschuldet und das Geld woanders besser anlegt – primär in den USA. Kommen dann jedoch Rezessionssorgen dazu, platzt der ganze Spaß. Und umso mehr, wenn das alles auf heiß gelaufene Aktienmärkte trifft, auf die wir an dieser Stelle schon seit April hingewiesen hatten. Dann verlieren Aktien wie Nvidia, Amazon, Arm Holdings, Intel oder ASML mal ruckzuck 30 bis fünfzig Prozent in einer Woche, und Boulevardmedien malen Horrorszenarien für das Aktiendepot an die Wand.

Wenn der Crash kommt …

Solch ein Crash fühlt sich an wie ein Eigentor, denn man wägt sich nach Jahren des Erfolgs und der Unbesiegbarkeit als optimistischer Börsianer in Sicherheit. Eben wie ein Fußballteam, das nur gewonnen hat und dann bei einem Absteiger verliert. Was soll schon passieren? „Die Märkte waren seit einem Jahr nicht wesentlich gefallen, warum sollten sie es auf einmal tun?“, skizziert Franz-Georg Wenner von IndexRadar die Ausgangslage.

Genau für ein solches Szenario sollte man aber vorbereitet sein. Im Fußball heißt es, dass das Trainerteam seine Spieler genau auf diese Momente vorbereitet, man sein Spiel nach einer Niederlage mit Struktur und Stärke wieder aufnimmt und durchzieht. Bei Börsianern heißt es: kühlen Kopf bewahren und die Liste der Dinge abarbeiten, die man eben an Crash-Tagen tut. In unserem Börsendienst bei Feingold Research empfehlen wir immer wieder ein Dreistufensystem.
Mit Plan in schwierige Börsenspiele
Erst baut man in die meist sehr hohe Volatilität, die Schwankung am Markt, Absicherungen ein. Das sind im besten Fall Put-Optionsscheine, mit denen man sein Depot versichern kann: Man gewinnt bei fallenden Kursen. Es gibt aber auch andere Varianten wie Turbos, um Sicherheitslinien zu ziehen. Im zweiten Schritt schaut man sich das Geschehen am Markt an und schlägt mit der frei gewordenen Liquidität nach und nach – niemals in einem Schritt – bei ETFs, bei Aktien oder Derivaten zu.
Wie aber weiß man, ob es ein Crash oder ein Ausverkauf sein könnte? „Dafür gibt es entsprechende Indikatoren, die professionelle Anleger bei der Hand haben. Sie zeigen, wie nervös die große Masse ist, was die institutionellen Anleger tun und ob es eine Art Aufgabestimmung am Markt gibt“, so Marktexperte Stefan Riße. Denn dann sind die schwachen Hände raus aus dem Markt und die starken Hände übernehmen.

Nur ein grauer Montag

Bis Juli war die Börse noch unverwundbar. Am ersten Montag im August und in den Tagen zuvor wurde sie aber gleichzeitig an mehreren Stellen getroffen. Die Investoren kippten plötzlich von der KI-Börsenparty in Rezessionsängste um. „Dies musste am Markt verarbeitet werden und ging einher mit dem Stopp des Carry Trade, sprich der Verschuldung in japanischen Yen“, so Experte Vanyo Walter von RoboMarkets. Die japanische Börse verzeichnete derweil freitags und montags die in Kombi beiden schlechtesten Handelstage aller Zeiten. Allein diese Erkenntnis drückte massiv auf die Börsenlaune weltweit.
Anlagehorizont entscheidet
Unterscheiden muss man jetzt die kurze und lange Sicht. Kurzfristig sollte angesichts der Stimmungsdaten eine heftige Gegenbewegung anstehen, die Dax, Nasdaq und Nikkei durchaus fünf Prozent nach oben treiben kann. Mittelfristig ist die Korrektur bei Titeln wie Apple, Meta, Alphabet und selbst Nvidia noch überschaubarer. Da könnte noch mehr kommen, falls die Rezessionspanik bleibt. Dass diese von Konjunkturdaten abhängig ist, war ebenfalls am Montag zu sehen. „Mit dem ISM-Index – einem Einkaufsmanagerindikator – drehten die Märkte von Crash-Tag auf recht normale Korrektur und die extreme Angst brach in sich zusammen“, so Stefan Riße von Acatis.

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