Wärmepumpenbesitzer könnten dieser Tage neidisch werden. Wer noch eine Ölheizung sein eigen nennt hat ebenso viel Freude wie die Lufthansa. Der Ölmarkt macht es möglich.
1,35 Euro. Gefühlt ist es ein Schnäppchenpreis, den Kroatien-Reisende dieser Tage auf dem Weg nach Dubrovnik für den Liter Diesel berappen müssen. In Deutschland ist es kaum teurer und auch der Aktienkurs der Lufthansa entwickelt sich seit Anfang September durchaus erfreulich. Dies liegt weniger daran, dass alles reibungslos läuft. Streiks, Flugausfälle und hohe Lohnabschlüsse lasten weiterhin auf dem Konzern. An einer Stelle gibt es aber kräftige Entlastung nämlich beim Rohstoffeinkauf. Nicht nur, dass der starke Euro beim Kerosinkauf hilft. Es stützt vor allem der merklich gesunkene Ölpreis.
Futures tauchen ab
Private Verbraucher wie Firmen haben dieser Tage also Grund zum lächeln, wenn es zum Ölhändler des Vertrauens geht. Für Besitzer von Öltanks heißt es dazu häufig, dass man sich mit der Lieferung Zeit lassen kann. Die Auslastung der Tankstellen sei gering und keinerlei Termindruck, so ist vielfach zu hören. Das große Bild passt natürlich zum privaten Empfinden: „Die Öl-Futures schlossen vergangenen Dienstag auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren, wobei die Sorge um die Nachfrage aus China nach einer weiteren Runde glanzloser Wirtschaftsdaten wieder in den Vordergrund rückte“, so Jürgen Molnar von RoboMarkets mit Blick auf den Ölsektor.
Die Organisation der erdölexportierenden Länder senkte ihre Prognose für das Wachstum der Rohölnachfrage in den Jahren 2024 und 2025, was den Ölpreisen zu schaffen machte, auch wenn der sich im Golf von Mexiko verstärkende Sturm „Francine“ die Energieproduktion erheblich zu beeinträchtigen droht. „Die Ölpreise fallen weiter, weil die Nachfrage saisonal und zyklisch schwächer wird“, sagte Peter McNally, globaler Leiter der Analystenabteilung von Third Bridge. „Was die Saison betrifft, so ist die Fahrsaison vorbei, und der Markt erwartet von nun an eine normale Abschwächung“, sagte er gegenüber MarketWatch. „Gleichzeitig haben schwächere Wirtschaftsnachrichten, insbesondere in China, einige der optimistischeren Nachfrageprognosen unter Druck gesetzt. Dies ist das zyklische Problem, mit dem Öl konfrontiert ist.“
Blick Richtung 2025
Als privater Anleger kann man die Bewegungen bei Öl auch tagesaktuell über die Futures verfolgen. Die CME-Group weist für jeden Monat die Kurse aus und aktuell sieht man eine sogenannte leichte Backwardation. Dies bedeutet auf deutsch übersetzt, dass für die Zukunft der gegenwärtige Preis von gut 70 Dollar noch etwas tiefer angesetzt ist. So notieren die Futures für WTI und Brent-Öl für Juni 2025 bei 70 bzw. 68 Dollar. Grund ist dabei auch die Sorge um die chinesische Wirtschaft. So stiegen die chinesischen Ausfuhren im August zwar deutlich um 8,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, das Importwachstum hat sich jedoch im August auf 0,5 % abgekühlt, nachdem es im Juli noch um 7,2 % gestiegen war, was die Besorgnis über die laue Inlandsnachfrage des weltweit größten Rohölimporteurs unterstreicht.
Die Exportzahlen waren ermutigend, „aber die Abflachung der US-Wirtschaft im Ausland droht die globale Nachfrage ins Stottern zu bringen“, sagten die Strategen Carsten Fritsch und Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Die Importzahlen nährten unterdessen „die Besorgnis über eine weitere Abflachung der Binnennachfrage in China“, schrieben sie.
OPEC kämpft
Ein wichtiger Spieler bleibt laut Experte Molnar aber auch die OPEC. Sie geht in ihrem Monatsbericht davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl in diesem Jahr um 2,03 Millionen Barrel pro Tag (mbd) und im Jahr 2025 um 1,74 mbd steigen wird. Das klingt erstmal gut, war jedoch eine Abwärtskorrektur in der Nachfrage und ein weiterer Mosaikstein für Heizölkäufer, Autofahrer und Airlines für günstigen Einkauf. Tanken macht einfach wieder Spaß.