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In den USA fallen die Wahlen und die Berichtssaison zum dritten Quartal zusammen. Ob Trump oder Harris gewinnt ist so wichtig wie die Resultate der Unternehmen.

Sind Sie Spotify-Kunde oder Nutzer bei Netflix? Dann sind Sie mit dem Produkt vermutlich nicht unzufrieden. Und wie sieht es beim Preis aus? Beide Konzerne haben in den letzten Jahren die Preise stattlich angepasst. Die Aktien hat dies in sensationelle Höhen katapultiert. Netflix bringt mittlerweile 300 Milliarden Unternehmenswert auf die Waage während Spotify bei gut 70 Milliarden US-Dollar liegt. „Natürlich ist dies nichts im Vergleich zu Apple, die mit dem gegenwärtigen Rekordkurs auf 3,25 Billionen kommen – Euro“, ordnet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets das Ganze ein. Doch man muss nicht ausschließlich auf Tech-Konzerne schauen. Auch Titel wie Inditex als Mutter zum Beispiel von Zara ist in den letzten Jahren seit 2022 geklettert wie an einer unsichtbaren Schnur entlang. „Aus 70 Milliarden Euro Firmenwert wurden 175 Milliarden in nur zwei Jahren“, wertete RoboMarkets aus. Dies legt die Latte für die Quartalssaison selbstredend sehr hoch.

Zumal die Cash-Quote der reinen Aktienfondsmanager inzwischen unter vier Prozent gesunken ist. Normalerweise bewegt sich der Wert zwischen vier und sechs Prozent. Aber wer soll noch kaufen, wenn zumindest die Profis fast voll investiert sind?

Die anstehende Berichtssaison wird damit zum Lackmustest, ob die jüngsten Kursgewinne gerechtfertigt waren. Während die US-Banken für ihre Zahlenwerke überwiegend gefeiert wurden und Morgan Stanley soviel wert ist wie nie zuvor sorgten im Technologiesegment vier Buchstaben für lange Gesichter: ASML. Der europäische Chipanlagenbauer aus den Niederlanden musste seine Zahlen wegen eines Datenlecks vorzeitig veröffentlichen und passte seine Umsatzprognose nach unten an. Die Frage ist, ob nur die Exportbeschränkungen nach China dafür verantwortlich sind oder ob die Kunden mehr auf ihre Ausgaben achten und vorsichtiger werden. Der größte Kurssturz der ASML-Aktie seit vielen Jahren zeigt jedenfalls, dass für Enttäuschungen kein Platz ist.

In den USA ist das Umfeld jedoch weiter bestens. So haben die US-Konjunkturdaten im dritten Quartal fast durchweg positiv überrascht, vor allem der Arbeitsmarkt brummt. Vergessen sind die im Sommer immer wieder aufkeimenden Rezessionsängste und Sorgen, die Fed habe die Zinsen zu lange hoch gehalten und einen geldpolitischen Fehler begangen. Denoch sind nicht alle ausschließlich optimistisch. Doch auch die USA blieben nicht ganz ohne Blessuren durch die restriktive Geldpolitik: „Wir sehen, wie die wirtschaftliche Dynamik an Schwung verliert – das zeigen die nachlassenden vorausschauenden Einkaufsmanagerindizes insbesondere im verarbeitenden Gewerbe“, so Desiree Sauer von Lazard Asset Management. Albert Edwards von der Societe Generale, zugegeben stets recht pessimistischer Analyst, weist darauf hin, dass die Margen der US-Firmen absurd hoch seien. Was soll also noch kommen?

„Eine mögliche Wahl Donald Trumps scheint an der Börse niemand zu verunsichern. Man darf gespannt sein, ob das nach den Wahlen so bleiben wird“, fügt Stefan Riße von Acatis an. Auch bei den Stars muss man auf Risiken hinweisen. Bei eher konsumnahen Werten wie Apple ist das schwache China-Geschäft die Achillesferse. Inzwischen hat Peking umfangreiche Maßnahmen angekündigt, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Diese Ankündigungen dürften in den Chefetagen der Technologiekonzerne für neue Hoffnung gesorgt haben. Doch am Ende zählen Fakten und nicht vage Versprechungen mit ungewissen Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Wahlen und Quartalssaison werden somit sehr spannend – nicht nur für Spotify- oder Netflix-Kunden.

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