Ein Interview mit Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets beim Online-Broker IG, zu den wesentlichen Kostentreibern im Trading und wie Trader diese gezielt senken können.
Feingold: Herr Bouhmidi, wenn es um den Handel mit Derivaten geht, spielen die entstehenden Kosten eine große Rolle. Welche sind die wichtigsten Kostenfaktoren, die Trader im Auge behalten sollten?
Bouhmidi: Zu den wesentlichen Kostenfaktoren zählen der Spread, die Kommission sowie die Übernachthaltekosten. Der Spread, also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis eines Finanzinstruments, wirkt sich unmittelbar auf die Kosten eines jeden Trades aus. Je geringer der Spread, desto kostengünstiger kann ein Trader eine Position eröffnen und schließen. Auch die Kommission, die Ordergebühr, spielt eine wichtige Rolle, ist jedoch stark vom jeweiligen Broker und Produkt abhängig. Viele Anbieter werben mittlerweile mit kommissionsfreiem Handel, was jedoch oft durch höhere Spreads ausgeglichen wird. Schließlich stellen die Übernachthaltekosten einen wichtigen Faktor für alle dar, die ihre Positionen über Nacht oder über längere Zeiträume halten möchten – diese Gebühren können die Rendite erheblich beeinflussen, insbesondere bei längeren Haltedauern.
Feingold: Können Sie ein konkretes Beispiel geben, wie genau sich der Spread auf die Gesamtrendite eines Trades auswirkt?
Bouhmidi: Sicher. Ein Trader, der regelmäßig Positionen auf den DAX eröffnet und schließt, muss bei jedem Trade die Kosten des Spreads decken – egal, ob es sich um einen Gewinn- oder Verlust-Trade handelt. Bei IG liegt der Spread für den DAX bei 0,9 Punkten. Wenn unser Beispiel-Trader täglich zehn Positionen mit jeweils zehn Kontrakten handelt, ergibt sich ein Spread-Aufwand von etwa 45 Euro pro Tag. Liegt der Spread bei einem anderen Broker bei 1,5 Punkten, steigen die Kosten für dieselbe Anzahl von Trades auf 75 Euro. Auf Dauer ist der Unterschied erheblich und kann die Gesamtrendite stark beeinflussen.
Feingold: Die Übernachthaltekosten werden häufig unterschätzt. Was sollten Trader hier besonders beachten?
Bouhmidi: Übernachthaltekosten sind besonders für mittelfristig orientierte Trader relevant, die ihre Positionen über mehrere Tage oder Wochen halten. Diese Finanzierungskosten setzen sich aus einem internen Zinssatz und dem kurzfristigen Interbankenzins, wie zum Beispiel dem ESTR, zusammen. Die Gebühren fallen auf den gesamten Positionswert an, nicht nur auf das eingesetzte Kapital. Das bedeutet, je länger eine Position offen bleibt, desto höhere Kosten ergeben sich daraus. Gerade bei der Nutzung höherer Hebel können so höhere Aufwendungen entstehen, welche die Rendite spürbar reduzieren.
Feingold: Viele Broker werben mittlerweile mit 0 Euro Ordergebühren. Worauf sollten Trader bei solchen Angeboten achten?
Bouhmidi: Das klingt im ersten Moment sehr attraktiv, doch oft wird diese Einsparung durch höhere Spreads kompensiert. Es kann daher sinnvoll sein, eine Kommission zu zahlen, wenn dadurch der Spread günstiger wird. Trader sollten die Konditionen für ihre bevorzugten Basiswerte vergleichen und sehen, ob sich der Gesamtaufwand dadurch verringert. Häufig ist es so, dass der Einfluss des Spreads auf die Gesamtkosten bei höheren Volumina zunimmt, während fixe Ordergebühren gerade bei kleineren Positionen einen größeren Teil der Kosten ausmachen.
Feingold: Abschließend: Was macht für Sie einen guten Broker aus?
Bouhmidi: Ein guter Broker bietet nicht nur günstige Handelskosten, sondern auch eine stabile, technisch ausgereifte Plattform, zuverlässigen Kundensupport und ein breites Angebot an Basiswerten. Die richtige Wahl des Brokers hängt stark von der eigenen Strategie ab, aber letztendlich sollte die Kombination aus Kosten und Qualität des Service stimmen.
Feingold: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bouhmidi!