Viele Direktbanken werben mit Zinsangeboten. Im Herbst 2024 sind noch drei Prozent drin. Aber genauso wichtig wie der Zins per se ist die Frage, wo das Geld landet.
Alljährlich locken Banken im Herbst mit dem Weltspartag. In den Corona-Jahren war wenig zu holen, da Banken ihre Zinsen mitunter in den negativen Bereich befördert hatten. Bei Sparkassen oder Volksbanken ist nach wie vor wenig zu holen, dafür startete der Smartbroker aus Berlin gerade eine Offensive und möchte mit seinem Zinsangebot die Berliner Konkurrenz von Trade Republic schlagen. Drei Prozent sind zu holen und das ist doch ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Bei der Berliner Konkurrenz ist die Zinshöhe zwar ähnlich, jedoch fragen immer mehr Kunden besorgt nach, wo das eigene geparkte Geld denn landet. Die Information auf der Homepage, dass „das Geldguthaben bei höheren Beträgen im Geldmarkt diversifiziert wird“, ist nicht gerade vertrauenserweckend hinsichtlich der Sicherheit. Denn Sicherheit ist bei Tagesgeld das A und O. Auf Nachfrage bestätigte Trade Republic, dass ab einem gewissen Betrag Guthaben nicht bei Partnerbanken wie JP oder HSBC hinterlegt wird, sondern in Geldmarktfonds investiert ist. Das Problem dabei liegt darin, dass Fonds eben Sondervermögen sind. Zwar geschützt, aber im Detail eben nicht zu vergleichen mit einer Großbank wie JP oder Deutsche Bank als Parkplatz für die Kundengelder.
Wer mehr als drei Prozent sehen möchte, kommt dagegen momentan um den Aktienmarkt nicht herum. In Sachen Risiko muss man Aktien als Risikokapital von festverzinstem natürlich trennen. Denn Aktien werfen im Schnitt mehr ab als die aktuellen Zinsen, sind aber selbstredend risikobehafteter auf der kurzen Sicht. Ein Mix klingt aber durchaus sinnvoll. Denn Aktien werfen sieben Prozent im Schnitt jährlich über die letzten Jahrzehnte ab. Die Rendite gibt es bei Aktien geglättet über die Jahre und es kann durchaus Jahre geben in denen es abwärts geht. „Volatilität gehört am Aktienmarkt dazu. Aktien breit gestreut sind jedoch per se Anteile an Unternehmen und damit nicht nur ein breites sondern eben ein diversifiziertes Investment“, argumentiert Experte Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.
Keine Scheu vor Beteiligungen an Unternehmen
Wie aber verhält es sich eigentlich bei den Deutschen generell mit der Neigung zu Zinsen und Aktien? JP Morgan Asset Management will mit dem „Finanzbarometer 2024“, einer repräsentativen Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland, genau wissen, wie die Deutschen sparen. Laut Finanzbarometer gibt es in Deutschland leider nach wie vor viele Menschen, die sich nicht an den Kapitalmarkt heranwagen. Während 38 Prozent der Befragten bisher nur sparen, gibt es 14 Prozent, die weder sparen noch anlegen. Insgesamt scheuen somit noch mehr als die Hälfte der Deutschen Kapitalmarktinvestments. Diese Zahl unterscheidet sich damit signifikant von den USA wo Beteiligungen an Unternehmen völlig selbstverständlich sind.
Laut JP Morgan ist es der wichtigste Punkt für die Menschen, die bislang weder in Fonds, ETFs noch in Aktien oder Anleihen investieren, dass ein Investment auch mit kleinen Beträgen möglich sein muss. Dies wünscht sich mit 28 Prozent fast jeder dritte befragte Sparer.
Wissen ist wichtig
Ein Viertel der befragten Deutschen erhofft sich darüber hinaus ein besseres Verständnis für Geldanlage generell. Dieser Punkt ist wohl jener, der am einfachsten anzupacken wäre. Denn wer ein halbes Jahr lang zwanzig Minuten jede Woche für Basiswissen der Geldanlage übrig hat, entwickelt ein absolut ausreichendes Verständnis für Portfoliostruktur, ETF-Anlage oder Zertifikateinvestments. Der einfachste Spruch ist dabei auch der beste – kaufen Sie, was Sie verstehen und kennen.
„Wissen schlägt also Bequemlichkeit, wenn es darum geht, den Weg vom Sparen zum Anlegen einzuschlagen“, fasst Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, ein wesentliches Ergebnis der Umfrage zusammen. „Das ist bemerkenswert, weil in den letzten Jahren verstärkt der Eindruck entstanden ist, dass einfache Technologie in Form von Apps extrem wichtig ist, damit Menschen sich dem Kapitalmarkt zuwenden. Finanzwissen und das Verständnis des Kapitalmarkts sowie der Investmentprodukte sind aber tatsächlich der entscheidende Faktor“, führt Schulz aus.
Kleines Geld reicht schon
JP Morgan räumt in seiner Studie auch gleich damit auf, dass man nur mit viel Geld am Aktienmarkt weiter kommt. Denn „es ist nach wie vor ein verbreiterter Mythos, dass man reich sein müsse, um zu investieren“. In viele Fonds, ETFs, Aktien oder Anleihen lässt sich mit einem Sparplan aber bereits mit 50 Euro oder sogar weniger regelmäßig Geld breit gestreut am Kapitalmarkt anlegen. Der Weltspartag sollte daher ein Startschuss zum Sparen sein. Wobei Sparen aber eben nicht nur Zinssparen, sondern gleichsam Aktiensparen bedeuten kann. Man muss bloß anfangen.