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Tradingideen

Friedrich Merz und der sich schließende Kreis

Der Deutsche Leitindex DAX nimmt eine Rekordmarke nach der anderen. Soviel Vorfreude auf einen neuen Kanzler war selten.

Es ist schon ein wenig Ironie der Geschichte. US-amerikanische Großinvestoren pumpen seit Wochen Milliarden in europäische Aktien und allen voran profitiert der DAX. Der größte Spieler unter den Investoren ist Blackrock und genau dort war Friedrich Merz zuhause. Mit den DAX-Rekorden passend zum Wahlsonntag im Februar 2025 schließt sich ein Kreis. Aber natürlich ist Friedrich Merz oder besser gesagt die Hoffnung auf Besserung in Deutschland nicht der einzige Kurstreiber. Vor allem war Europa zum Jahresstart im Vergleich zu den Amerikanern verdammt billig.

Europa schlägt USA

Denn als im November Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde, ging die Aktienrally bei Tech-Aktien so richtig los. Im aktuellen Bundestagswahlkampf geht es nun weniger um Geld und leider auch recht wenig um Wirtschaft. Auch läuft es europapolitisch nach Ansicht von Gilles Moëc von Axa alles andere als rund. „Der Wahlkampf in Deutschland ist weitgehend innenpolitisch getrieben. Während der Koalitionsverhandlungen dürfte wahrscheinlich zunächst ein politisches Vakuum entstehen, während Europa vorerst von den Friedensgesprächen über die Ukraine ausgeschlossen ist. Die können schwerwiegende Auswirkungen auf die Zukunft der Währungsunion haben.“

Frieden eingepreist

Vor der Wahl aber hilft dem DAX auch die Verhandlungskonferenz in Saudi-Arabien zur Zukunft der Ukraine sowie die Münchner Sicherheitskonferenz. Denn zum einen spielen die Märkte ein Ende des Krieges durch, zum anderen profitieren Kurstreiber wie Rheinmetall von möglichen neuen Aufträgen aus Europa. Doch die erste DAX-Reihe ist nicht allein bei der Kursparty 2025. In den vergangenen Wochen sind deutsche Aktien so stark gelaufen, dass sich auch Thyssen beispielsweise im Kurs in den letzten 12 Monaten glatt verdoppelt hat. „Im DAX haben SAP, Siemens Energy oder auch die Telekom aus einem linearen Aufwärtstrend noch einmal beschleunigt“, so die Experten vom Lynx-Broker. Für Jürgen Molnar von RoboMarkets erinnert „die aktuelle Phase an der Börse sogar teilweise an den Neuen Markt“.

Rüstung zieht

Jüngstes Beispiel ist die Aktie von Rheinmetall. Nach der Münchner Sicherheitskonferenz zogen Titel aus dem Bereich Rüstung massiv an. Auch der Konkurrent Hensoldt legte im Kurs auf ein Rekordhoch zu. Damit liegt die Marktkapitalisierung von Hensoldt auf dem Level, das Rheinmetall Ende 2021 aufwies – nämlich 4,5 Milliarden. „Die Eskalation im Kurs bei Rheinmetall wird sehr deutlich, wenn man die gegenwärtige Bewertung von 43 Milliarden ansieht – nahezu das zehnfache im Vergleich zu 2021“, rechnet Experte Molnar vor.

Auch im Vergleich zu den internationalen Börsen ist der DAX wirklich aus dem Ruder gelaufen betrachtet man die Performance. Der japanische Nikkei liegt pari und die Daten des Börsenplatzes Gettex unterstreichen wie stark überkauft oder mit anderen Worten überhitzt der DAX ist. 15 Prozent legte der DAX seit Neujahr zu und hat damit in gut sechs Wochen die durchschnittliche Performance von zwei Börsenjahren – jeweils gut sieben Prozent – geliefert. Mehr Vorschuss könnte Friedrich Merz kaum bekommen.

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