Stupid german money ist am Finanzmarkt ein geflügeltes Wort. Bei Korrekturen am Aktienmarkt kann man sich von seinem dummen Geld aber geschickt trennen.
Sind Sie noch Bayer-Aktionär? Falls ja, dann muss man einerseits zu einer Menge Leidensfähigkeit gratulieren und andererseits das Vertrauen des letzten Jahrzehnts bedauern. Denn Bayer ist das beste Beispiel für dummes deutsches Geld. Konzeptlos seit der Übernahme von Monsanto taumelt man durch die Jahre und hat seinen Wert auf ein Drittel des Geldes reduziert, das man einst für Monsanto Richtung USA überwiesen hat. Bayer hat sich bewusst und mit nahezu chirurgischer Planbarkeit von den US-Amerikanern ausnehmen lassen und jeder konnte es vor der Übernahme nicht nur ahnen, sondern auch erwarten. Solche Fälle unternehmerischen Versagens gibt es, wenn auch sehr selten.
Krise als Chance
Das schöne an einem deftigen Rückschlag am Aktienmarkt ist aber, dass man tote Konzerne wie Bayer endgültig hinter sich lassen kann und seine Aktien auch mit dickem Verlust abstoßen kann. Denn eine simple Frage hilft bei der Entscheidung: Traut man einem Konzern wie Bayer zu in den kommenden zehn Jahren besser abzuschneiden als die Nasdaq, der S&P 500 oder auch als Einzelaktien wie Amazon, Netflix, JP Morgan oder SAP. Indizes gewinnen über die Zeit an Wert und funktionale Konzerne ebenso. Bayer ist dagegen dysfunktional und könnte seine Anleger noch mit einer Kapitalerhöhung beglücken, da der mittlerweile nicht mehr neue Chef Andersson genauso wenig Konzept vorlegen konnte wie seine Vorgänger. Schlechte Börsenphasen sind immer auch eine Chance, im Depot endlich reinen Tisch zu machen und schlechtes Geld in gutes Geld zu tauschen.
Zukunft schlägt Vergangenheit
Die Chance, gute Preise für Qualität am Aktienmarkt zu bekommen könnte in den nächsten Monaten wiederkommen. Zwar sind am Börsenplatz Gettex weiterhin die großen Titel wie Apple, Rheinmetall, SAP oder Amazon gesucht. Doch auch dort kann sich bei einem Durchschlagen der US-Zollkrise nochmal eine Chance ergeben. Auch DAX, Nasdaq oder S&P 500 kann es über den Sommer hinweg durchaus nochmal billiger geben. „Denn die Volatilität – ein gutes Barometer – ist im VIX und VDAX schon wieder Richtung 20 gesunken. Das signalisiert oft, dass eine Erholungsrally ihrem Ende zugeht“, so Jürgen Molnar von RoboMarkets. Mit dem Start der US-Berichtssaison verlagert sich der Fokus auch klar auf die Zukunft. Für vergangene Quartale interessiert sich der Markt jetzt nur noch bedingt – der Preis an der Börse wird bekanntlich für die Zukunft gemacht.
Nehmen wir Apple als Beispiel: Das Unternehmen lässt schätzungsweise 80 Prozent seiner Produkte in China fertigen. Analysten der Bank of America haben ausgerechnet, dass ein in den USA hergestelltes iPhone 16 Pro rund 25 Prozent mehr kosten würde bei voller Zollkeule – von 1.199 auf 1.500 Dollar. Noch drastischer rechnet Dan Ives von Wedbush: Er schätzt den Preis auf bis zu 3.500 Dollar und geht davon aus, dass Apple 30 Milliarden Dollar über drei Jahre investieren müsste, nur um zehn Prozent seiner Lieferkette zu verlagern.
DAX extrem stabil im Sturm
Auf der anderen Seite des Atlantiks halten sich die Gewinnerwartungen für den DAX erstaunlich robust – noch. „Acht Prozent Gewinnplus für 2025 und 13 Prozent für 2026 – so lauten die Konsensprognosen. Auch auf Einzelwertebene zeigt sich ein gemischtes Bild: Bei rund der Hälfte der DAX-Werte wurden die Gewinnschätzungen angehoben“, erklärt Franz-Georg Wenner von IndexRadar.
Die Unsicherheit über die US-Zölle trifft primär weiterhin die Autobranche. Seit Jahresbeginn wurden die Gewinnprognosen für Porsche, Continental & Co. weiter gesenkt. Die Aktie von Porsche sieht dabei kaum besser aus als jene von Bayer. Allerdings sind dort die negativen Befürchtungen wohl eingepreist und Porsche verfügt über eine starke Marke. Davon kann man bei Bayer wahrlich nicht sprechen und deshalb ist Tausch von schlechtem in gutes Geld für den Sommer eine gute Idee.