
Vanyo Walter ist seit Juni 2023 Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
FR: Herr Walter, die Aktienmärkte haben sich zuletzt deutlich erholt, obwohl die Konjunkturaussichten eher verhalten sind. Wie erklären Sie sich das?
Vanyo Walter /Robomarkets : Die Märkte haben sich schneller gefangen als viele erwartet hätten. Der Rückgang der Volatilität, technische Erholungssignale und das Zurückrudern bei den Zolldrohungen haben viele Anleger – besonders Privatanleger – wieder in den Markt gelockt. Auch automatische Handelsstrategien wurden dadurch aktiviert. Trotzdem ist klar: Die Erholung basiert mehr auf Stimmungsfaktoren als auf harten Daten.
FR: Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für die deutsche Wirtschaft?
Vanyo Walter: Die größte Herausforderung ist das niedrige Wachstumstempo. Die Unternehmen kämpfen mit hohen Kosten – bei Energie, Arbeit und Regulierung. Gleichzeitig fällt es vielen schwer, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Der Strukturwandel in Branchen wie der Automobilindustrie verstärkt diesen Druck zusätzlich.
FR: Gibt es trotzdem Bereiche, in denen Sie Wachstumspotenzial sehen?
Vanyo Walter: Ja, definitiv. Der Ausbau von Infrastruktur, Digitalisierung und Energieversorgung sorgt bei Bau-, Industrie- und Technologiewerten für Nachfrage. Auch der Verteidigungssektor profitiert von steigenden Budgets. Zudem lohnt ein Blick auf mittelgroße Unternehmen mit starkem Inlandsgeschäft – sie sind oft unabhängiger von globalen Handelsrisiken.
FR: Welche Rolle spielen die internationalen Entwicklungen, insbesondere die Zölle?
Vanyo Walter: Der Welthandel ist in Bewegung. Zölle erhöhen die Unsicherheit und machen Planung schwieriger – gerade für exportorientierte Unternehmen. Aber: Firmen mit flexiblen Lieferketten und lokaler Produktion sind hier klar im Vorteil. Anleger sollten bei ihren Investments genau hinschauen, wie stark ein Unternehmen wirklich betroffen ist.
FR: Was empfehlen Sie Anlegern in den kommenden Wochen?
Vanyo Walter: Kurzfristig kann es immer wieder zu Rücksetzern kommen – gerade wenn neue Konjunkturdaten schwächer ausfallen. Aber es gibt auch Chancen: Wer langfristig denkt und gezielt investiert, etwa in strukturelle Wachstumsthemen, ist gut aufgestellt. Wichtig ist, breit zu streuen und flexibel zu bleiben.