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Tradingideen

Trump und Musk liefern sich verrücktes Milliardenduell

Neutralen Beobachtern könnte das medienwirksam ausgetragene Duell zwischen Elon Musk und Donald Trump Spaß machen. Wären da nicht teure Nebenwirkungen.

Wenn sich der ehemalige Chef-Berater des US-Präsidenten mit eben jenem vor einem Weltpublikum in die Haare bekommt, dann hat dies einen doppelten Preis. Immateriell untergräbt es das Vertrauen in die USA als funktionierenden und berechenbaren Staat. Materiell lässt sich am Aktienkurs von Tesla und anderen direkt mit Elon Musk verbundenen Firmen ablesen welche Summen der eine oder andere Tweet in Bewegung bringt. Dafür reicht ein Blick auf die Marktkapitalisierung von Tesla. Der Konzern ist gegenwärtig mit 1.000 Milliarden US-Dollar bewertet, so die Daten der Börse München.

Schwankungen im Minutentakt

„Die jüngste Volatilität hat bei Tesla aber merklich zugelegt“, so Thomas Soltau vom Smartbroker. „Gegenwärtig“ bedeutet bei der Bewertung nämlich, dass Tesla bei einer aus Sicht von Elon Musk negativen Eskalation in den letzten Tagen mal eben 100 Milliarden Dollar in ein paar Stunden gefallen ist. Als Musk wenige Stunden später leicht deeskalierte, legte der Kurs rasch wieder 40 Milliarden zu.

Alles nur Show?

Man mag sich gar nicht vorstellen, dass das mediale Spiel Musk vs. Trump primär Show wäre und die eine oder andere Partei sich bei Kursturbulenzen mit Aktien eindeckt und sie später wieder verkauft. Dies wäre eine reine Spekulation, aber manche Trader glauben sogar an diese These. Für Trader ist Tesla ohnehin ein Traum und die Aktie an der Börse München genauso wie Rheinmetall, Renk oder Nvidia seit Wochen rauf und runter gehandelt. So oder so war es aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis zwei Alphatiere aneinandergeraten. So eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Donald Trump und Elon Musk – öffentlich, lautstark und mit einem Hauch Boulevard. Zwar wurde der Kurs-Rücksetzer inzwischen weitgehend aufgeholt, aber auch operativ bleibt im Tesla-Kosmos vieles im Unklaren. Diese Unklarheit wollen wir uns ansehen.

Robotaxi –  Hoffnungsträger oder Nebelkerze?

Elon Musk kündigt für den 22. Juni den Start eines ersten Robotaxi-Angebots an. Die Realität: Tesla will mit zehn bis zwanzig Fahrzeugen in einem Teil der texanischen Stadt Austin starten – eher eine PR-Aktion als ein echter Markteintritt. Kurzfristig mag das der Aktie Auftrieb geben, strategisch bleibt Skepsis angebracht. Denn während Tesla noch auf der Startrampe steht, bringt Waymo – Googles Schwesterunternehmen – mit rund 1.500 Robotaxis bereits über 250.000 Fahrgäste pro Woche ans Ziel, verteilt auf vier US-Großstädte.

Technologisch hinkt Tesla hinterher. Das Unternehmen setzt ausschließlich auf Kameras, verzichtet bewusst auf Laserradare (Lidar), wie sie Waymo nutzt. Der Vorteil: niedrigere Kosten. Der Nachteil: höhere Unsicherheit. Zwar verspricht Musk Millionen autonomer Teslas bald auf der Straße, doch ohne regulatorisch bewiesene Sicherheit bleibt es ein Hochglanz-Versprechen mit Ablaufdatum. Auch im klassischen E-Auto-Geschäft weht der Wind inzwischen von vorn. Tesla hat die globale Führungsrolle an BYD verloren. In wichtigen Märkten wie Deutschland brechen die Verkaufszahlen ein – während die Konkurrenz zulegt.

Bewertung – auf Autopilot in luftiger Höhe

Trotz aller operativen Fragen bleibt Tesla an der Börse ein Gigant – aktuell mit rund einer Billion Dollar bewertet. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten zwölf Monate liegt allerdings bei für Tesla typisch extrem hohen 110“, so Jürgen Molnar von RoboMarkets. „ Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Amazon oder Nvidia notieren im für Tech-Titel „normalen“ Bereich von 30“, so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Tesla wird eben nicht mehr als Autobauer gehandelt, sondern als Projektionsfläche für Zukunftsvisionen. Und mitunter als fahrendes Wettbüro für Tweets zwischen Gründer und US-Präsidenten.

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