Regelmäßig überprüft die Deutsche Börse ihre DAX-Mitglieder auf Substanz und Wert. Der Turnus im September könnte symbolisch für die deutsche Wirtschaft sein.
Wenn eine Aktie in den vergangenen 12 Monaten Rang 40 von 40 im DAX belegt in Sachen Kursperformance, dann sagt das schon viel aus. Einen Rausschmiss aus dem DAX muss es noch nicht bedeuten, denn es könnte sich auch um eine temporäre Schwäche handeln. „Das 35-prozentige Minus für Porsche subsummiert die Entwicklung der vergangenen Jahre“, findet aber Thomas Soltau vom Smartbroker. Der geschäftliche Abschwung begann eigentlich schon 2022 als Porsche seinen Weg in den DAX fand. Jetzt könnte die Fahrt ihr Ende finden. Denn nach einer Auswertung von RoboMarkets ist im September die Möglichkeit eines Doppelwechsels gegeben. Der Laborausrüster Sartorius könnte vom Maschinenbauer Gea verdrängt werden. Weitaus spektakulärer wäre aber der Abstieg der Porsche-Aktien und die Aufnahme von Scout24 in den DAX. Denn dass die stolze Sportwagenfirma für den Betreiber eines Immobilienportals weichen muss hinterließe in Baden-Württemberg einen faden Beigeschmack.
Miese Laune im Ländle
Dabei wäre sinnbildlich für den Zustand der deutschen Industrie. RoboMarkets weist in seiner Auswertung darauf hin, dass die Umsatzsteuervoranmeldungen in Baden-Württemberg zuletzt deutlich rückläufig waren. Dies erklärt sich vor allem aus der Schwäche bei Autobauern und Zulieferern und allen Mittelständlern, die hinten dran hängen. Fast wöchentlich liest man von Personalabbau bei Porsche, Daimler, Daimler Trucks, Bosch und vielen anderen. Mercedes-Chef Ola Källenius räumte dieser Tage ein, dass das Verbrenner-Aus 2035 weder Klima noch Herstellern helfen würde. Genau mit diesem Thema hat Porsche zu kämpfen, die beim kleineren E-SUV Macan nun gegensteuern und ein neues Modell bringen wollen – als Verbrenner.
Eine Aktie aus einem ganz anderen Segment – Scout24 – brummt dagegen und die Erklärung ist so einfach wie ebenfalls sinnbildlich für Deutschland. Der Wohnungsmarkt ist angespannt und das ist noch freundlich formuliert. Immer absurdere Vorstellungen der Regulierung vor allem in Berlin treffen auf ein den Erwartungen weit zurückhinkendes Neubauvolumen. Ergo treffen am Mietmarkt Angebot und Nachfrage so aufeinander, dass ohne große Mühen rein gar nichts mehr möglich ist. Wer finanziell entspannt ist, kann auf Plattformen wie Wunderflats seine Traumwohnung finden. Viele andere müssen wohl oder übel Immoscout24 nutzen.
Geschäftsmodell simpel und gut
Für Vermieter hat die Plattform es so gestaltet, dass kostenlose Inserate so gut wie keine nützlichen Anfragen einspielen und nach wenigen Anfragenden auch enden. Vermieter müssen teure kostenpflichtige Pakete buchen. Mieterinnen wiederum sind darauf angewiesen ebenfalls kostenpflichtig unterwegs zu sein und die Plusmitgliedschaft abzuschließen. Als Quintessenz spuckt die Datenbasis der Börse München eine Kursentwicklung bei Scout24 von 30 auf 120 Euro seit dem Jahr 2017 aus. An Börsenwert bringt Scout24 rund 8,5 Milliarden Euro mit und wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 alles andere als günstig bewertet.
Teuer, aber gern gesehen
Die Investoren finden Plattformgeschäft Marke Abo und Skalierbarkeit jedoch spannender als Autobauer in Problemen. Porsche sieht dagegen in der Performance nämlich mau aus. „Es ging seit Jahresbeginn für Sartorius um rund 17 Prozent abwärts – die Porsche AG büßte aber 23 Prozent ein und das bei einem extrem starken DAX 2025“, so Thomas Soltau vom Smartbroker. Vanyo Walter von RoboMarkets fügt noch an, dass laut seiner Studie Scout24 2025 dagegen um 39 Prozent und Gea um gut 32 Prozent zugelegt haben. Der immobile Kreis würde sich übrigens schließen, wenn die Analysten von JP Morgan mit ihrer Auswertung Recht behalten. Sie werfen nämlich noch Lufthansa und Nemetschek als DAX-Aufstiegskandidaten in den Ring. Laut Analyst Pankaj Gupta liegen aktuellen Daten zufolge beide Aktien aussichtsreich im Rennen. Gelängen Scout24 und Nemetschek der Aufstieg, wären eine Miet- und Kaufplattform sowie ein Bausoftware-Hersteller neu dabei.