An der Börse spricht fast jeder über Künstliche Intelligenz und die Aktienperformance von Nvidia. Eine US-Bank ist mindestens genauso gut.
Kennen Sie spontan den Börsenwert europäischer Banken? Vermutlich nicht, muss man auch nicht. Die Deutsche Bank bringt ebenso wie ING 60 Milliarden auf die Beine, BNP Paribas aus Frankreich 85 Milliarden. Aus Spanien meldet sich der Dominator Santander mit 125 Milliarden an und bei den Italienern regiert UniCredit mit 100 Milliarden ganz oben und möchte sich über kurz oder lang um die Commerzbank erweitern, die wiederum 35 Milliarden Börsenwert bringt. „US-Banken spielen jedoch in einer ganz anderen und eigenen Liga“, findet Vanyo Walter vom Broker Robomarkets. Unter Anlegern sind im Jahr 2025 zwar KI-Aktien oder Rüstungstitel meist gesucht, doch ein Seitenblick auf US-Banken hätte gutgetan. „Goldman Sachs kommt mittlerweile auf einen Börsenwert von 200 Milliarden Euro“, so rechnet Walter vor, „und liegt damit knapp hinter Wells Fargo und Morgan Stanley“.
Diese Bank ist eine Bank
Den absoluten Spitzenplatz nimmt aber ein anderes Haus ein, das 2026 über seine Marke Chase auch in Deutschland einem breiteren Publikum bekannt werden könnte – JP Morgan. Die US-Bank ist mit 725 Milliarden Euro bewertet und steckt damit fast den gesamtem börsengelisteten europäischen Bankenmarkt in die Tasche. Noch eindrucksvoller ist aber die Performance. Denn die bei Anlegern so beliebte Nvidia – zugegeben lange Zeit auch weit volatiler und damit für aktive Anleger spannender – liegt auf 12 Monate mit 47 Prozent Kursperformance weit oben im US-Markt. „JP Morgan übertrifft dies mit plus 49 Prozent auf ein Jahr und hat damit seinen Firmenwert börslich um rund 250 Milliarden US-Dollar gesteigert“, rechnet Thomas Soltau vom Smartbroker vor.
USA dominiert
Selbstredend sind auch europäische Banken sehr gut gelaufen und hinter vorgehaltener Hand hört man aus Bankenkreisen, dass 2026 kaum besser werden könne als 2025. Viele Banken haben ihre Jahresziele schon im September erreicht, was außergewöhnlich ist. Hilfreich ist dabei die Leistung des US-Aktienmarktes. „Der US-Markt hat einen Großteil seines Rückstands gegenüber den europäischen Märkten aufgeholt -dank einer Berichtssaison, die selbst die optimistischsten Prognosen für die Unternehmensgewinne übertraf“, sagt Éric Turjeman, Co-CIO bei Ofi Invest Asset Management. Während Ende Juni 2025 die Analysten übereinstimmend ein Wachstum des Gewinns pro Aktie von 5 % bis 6 % für das kommende Jahr prognostizierten, lieferten die US-Unternehmen am Ende das Doppelte. Die Prognosen waren konservativ, da die Auswirkungen der Zölle auf die Unternehmensgewinne noch nicht absehbar waren. Aber kaum jemand hatte ein Gewinnwachstum von 11 Prozent erwartet, das auf einem Umsatzanstieg von 7 Prozent in einem schwächeren Konjunkturumfeld basierte.
Sinkende Zinsen eigentlich positiv
Die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank könnte für die Aktienmärkte durchaus förderlich sein. Eine Auswertung der Daten der Münchner Börse ist atemberaubend. Seit 1980 hat die US-Notenbank 25 x eine Zinssenkung vorgenommen, obwohl der US-Aktienmarkt am Rekordhoch notierte. In 100 Prozent der Fälle verlief das kommende Börsenjahr positiv mit Renditen zwischen 2,5 und im besten Fall 33 Prozent. Kleiner Wermutstropfen für alle, die am liebsten sofort Aktien kaufen würden – der unmittelbare Folgemonat der Zinssenkung – diesmal der Oktober – verlief nur in etwa der Hälfte der Fälle positiv.