Der 3. Februar 2022 dürfte wohl in die Geschichte des Aktienmarktes eingehen. Facebook, mittlerweile unter dem Namen Meta firmierend, verlor an einem einzigen Handelstag mehr als 200 Milliarden an Börsenwert. Nach Börsenschluss überrascht Amazon mit seinem Zahlenwerk positiv und packt bei seinem Marktwert das drauf, was der Konkurrent verloren hatte. Einmal Geldtransfer von Zuckerberg zu Bezos, so könnte man sagen. Der Amazon-Großaktionär kann zusätzliche Milliarden gut brauchen, lässt er doch in Rotterdam ein Segelschiff bauen und muss dafür eine denkmalgeschützte Brücke mal eben zerteilen lassen.
Zuviel der Volatilität
Womöglich ist der letztgenannte Irrsinn bildgebend dafür, was am US-Aktienmarkt passiert. Denn Kursbewegungen zwischen zehn und fünfzig Prozent auf Quartalszahlen von Großkonzernen sind nicht normal und womöglich auch nicht gesund. „Snap legte nach seinen Zahlen um fünfzig Prozent zu und ist mit einem Marktwert von 50 Milliarden Dollar keine Aktie der fünften Reihe“, ordnet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Bewegung ein.
Bei Spotify ging es um fast 20 Prozent nach unten, dort überzeugte das Wachstum ebenso wenig wie eine Woche zuvor bei Netflix. Dessen Marktwert ist um satte fünfzig Prozent gesunken. Börse bildet immer nur tagesaktuell ab, wieviel Investoren bereit sind für einen Anteil eines Konzerns zu bezahlen. Dies ist der originäre Teil des Aktiengeschäfts. Doch sollte man sich bewusst sein, dass weder Meta noch Netflix, Spotify, Snap oder Amazon ihr grundsätzliches Geschäftsmodell verändert hatten noch eine Pleite bevorstand. Die Bewegungen zeigen etwas anderes.
Ruhe ins Depot bringen
Investoren neigen in Phasen überschüssigen Geldes dazu, wild zu spekulieren und Firmen auf dem Top weit besser zu sehen als sie wirklich sind und in Abstürzen schlechter zu machen als sie sind. Für private Anleger bietet das eine gute Chance. „Wer in einem solchen Umfeld die Nerven behält, kann bei qualitativ starken Titeln langfristig intelligent einkaufen“, bemerkt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege beim Fondshaus Acatis. Denn ob nun einige Kunden mehr Amazon Prime teurer abonnieren, ob Spotify besser genutzt wird als YouTube oder Snap und Pinterest herausragende Geschäfte machen – dies ist berechtigt sich in Kursveränderungen niederzuschlagen.
Ob es gleich den Firmenwert wie bei Snap um fünfzig Prozent heben sollte, darf bezweifelt werden. Porsche lehnte einst die extrem zyklische Quartalsberichterstattung ab und mancher Börsianer fände zwei Berichte im Jahr gar nicht schlecht. Schwankungen bei großen Tech-Aktien größer als im Kryptobereich, das kann nicht gesund sein. Die Kursexplosion bei Alphabet fällt dabei fast gar nicht auf, doch dort gab es on top auch noch einen kurstreibenden Aktiensplit. Warum auch nicht.