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Tradingideen

Aktien – Risiken zwischen Inflation und Notenbanken

By 19. Dezember 2024Keine Kommentare

Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.

Feingold Research: Herr Walter, der DAX hat Anfang Dezember erstmals die Marke von 20.000 Punkten geknackt. Was bedeutet dieser Meilenstein für den Aktienmarkt im kommenden Jahr?
Vanyo Walter – Robomarkets: Das Überwinden der 20.000er-Marke ist natürlich ein starkes Signal, auch wenn die Reaktion der Anleger verhalten ausfiel. Die Rally wurde eher von großen, international agierenden Unternehmen getragen, während die zweite Reihe – MDAX und SDAX – weiterhin von der schwachen Binnenkonjunktur belastet ist. Für den DAX 2025 wird entscheidend sein, ob die Nachzügler aufholen können, ähnlich wie es der S&P 500 dieses Jahr vorgemacht hat. Zudem muss die Politik liefern, um die deutsche Wirtschaft wieder anzukurbeln.

FR: Wie beurteilen Sie die Aussichten für deutsche Nebenwerte, die zuletzt kaum vom Fleck kamen?
Walter: Nebenwerte könnten im kommenden Jahr durchaus aufholen. Die sinkenden Leitzinsen der EZB verbessern die Refinanzierungsbedingungen, was gerade kleineren Unternehmen zugutekommt. Dazu kommt die Hoffnung auf Reformen, falls die Neuwahlen im Februar tatsächlich zu einer Aufbruchstimmung führen. Diese Faktoren könnten den Nebenwerten helfen, sich aus der bisherigen Katerstimmung zu befreien. Dennoch bleibt die Erholung fragil, solange die Binnenkonjunktur schwächelt.

FR: Welche Risiken sehen Sie für den DAX in 2025?
Walter: Die Risiken sind vielfältig. Zum einen bleibt die Frage, ob China es schafft, seine Wirtschaft anzukurbeln. Zum anderen könnte die Rückkehr von Donald Trump in die US-Politik für neue Handelskonflikte sorgen. Höhere Importzölle könnten die Inflation in den USA wieder anheizen und Zinssenkungen der Fed verhindern. Für die deutsche Autoindustrie, die ohnehin stark angeschlagen ist, wäre das besonders problematisch. Schließlich müssen wir auch schauen, ob das globale Wachstum wirklich wieder anzieht.

FR: Der S&P 500 bleibt der Maßstab für viele Anleger. Was macht US-Aktien aktuell so attraktiv?
Walter: Die US-Wirtschaft zeigt beeindruckende Dynamik. Gewinnwachstum, hohe Eigenkapitalrenditen und Aktienrückkäufe stützen den Markt. Dazu kommt die führende Position der US-Unternehmen in Zukunftsbranchen wie KI und Big Data. Die „Magnificent 7“ – also die Tech-Giganten – verzerren allerdings die Bewertungen. Viele dieser positiven Faktoren sind bereits eingepreist, und die Erwartungen an KI könnten überzogen sein. Es wird spannend zu sehen, ob die Investitionen 2025 Früchte tragen.

FR: Der DAX ist günstiger bewertet als der S&P 500, doch ist das ein Kaufargument?
Walter: Das niedrigere Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX ist auf den ersten Blick ein Vorteil, doch dieses „Bewertungs-Gap“ existiert seit Jahren. Der Grund: Während US-Unternehmen starkes Wachstum bieten, hängt der DAX stark von der Old Economy ab, die weniger Fantasie verspricht. Zwar könnten neue Rekorde erreicht werden, doch dafür müssten viele Faktoren zusammenkommen: globales Wachstum, eine Erholung der Binnenkonjunktur, politische Reformen und ein anhaltender Zinssenkungskurs.

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