FR: Herr Molnar, die Konjunktur in der Eurozone zeigt sich nach wie vor schwach. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist weiter gesunken. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein?
Jürgen Molnar (Robomarkets): Die Daten aus Deutschland sind schlecht. Das kann man nicht anders ausdrücken. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die Erholung der Eurozonen-Wirtschaft weiterhin schleppend verläuft. Der schwache Welthandel und die anhaltend hohen Zinsen setzen insbesondere der Industrie zu. Auch der private Konsum bleibt schwach, da viele Haushalte nach wie vor unter der hohen Inflation der letzten Jahre leiden. Der leichte Anstieg im Dienstleistungssektor ist positiv, aber insgesamt fehlen starke konjunkturelle Impulse.
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FR: Trotz dieser eher schwachen wirtschaftlichen Signale hat der DAX in den letzten Tagen eine deutliche Erholung gezeigt. Was steckt Ihrer Meinung nach hinter diesem Kurssprung?
Jürgen Molnar: Der Anstieg des DAX um mehr als sechs Prozent in den letzten zwölf Handelstagen kam für viele Marktteilnehmer überraschend. Es scheint, als hätten einige Akteure die Robustheit des Marktes unterschätzt. Besonders gefragt waren Versicherungstitel wie Hannover Rück, Allianz und Münchener Rück, die sich in der Nähe ihrer Jahreshochs befinden. Auch Unternehmen wie SAP und Deutsche Börse zeigen relative Stärke. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich der Markt nach der anstehenden Rede von Fed-Chef Powell am Freitag entwickelt, denn das könnte ein erster Test für die Nachhaltigkeit dieses Anstiegs sein.
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FR: Nicht alle Sektoren konnten jedoch von der Erholung profitieren.
Jürgen Molnar: Das ist richtig, die Automobilwerte haben sich unterschiedlich entwickelt. Mercedes-Benz hat sich vergleichsweise gut geschlagen, während BMW, Porsche und insbesondere Volkswagen hinter dem DAX zurückblieben. Bei den Versorgern wie RWE und EON sehen wir ebenfalls Schwächen. Diese Unterschiede zeigen, dass die Erholung nicht alle Branchen gleichermaßen erfasst hat und selektiv verläuft.
FR: Welche Titel sehen Sie momentan als besonders interessant an, auch im Hinblick auf noch bestehendes Aufholpotenzial?
Jürgen Molnar: Besonders interessant sind aktuell die Titel, die bisher unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, aber Potenzial zur Erholung bieten. Dazu zählen beispielsweise Brenntag, Sartorius, Beiersdorf und Commerzbank, die aktuell noch tiefer notieren als zu Beginn des Monats.
FR: Abschließend, Herr Molnar: Wie sehen Sie die weiteren Aussichten für den Aktienmarkt in der Eurozone, gerade im Hinblick auf das schwächelnde Wirtschaftswachstum?
Jürgen Molnar: Die Aussichten bleiben durchwachsen. Die Eurozonen-Wirtschaft wird auch im zweiten Halbjahr vermutlich nur schleppend wachsen. Gleichzeitig bleibt der Aktienmarkt in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Schwäche und der Hoffnung auf Zinssenkungen. Es wird entscheidend sein, wie die Zentralbanken reagieren. Die Unsicherheit bleibt hoch, was die Märkte anfällig für Schwankungen macht, grade vor der US-Wahl. Dennoch gibt es immer wieder Chancen für gezielte Investments.