
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
FR: Herr Walter, die Märkte sind derzeit stark verunsichert. Wie sehr beeinflussen Donald Trumps neue Importzölle die Anlegerstimmung?
Vanyo Walter / Robomarkets: Die Zölle wirken wie ein Brandbeschleuniger auf ohnehin nervöse Märkte. Anleger fürchten nicht nur höhere Produktionskosten, sondern auch eine global abkühlende Wirtschaft. Der Vertrauensverlust ist deutlich zu spüren – und der zieht sich durch alle Sektoren. Trumps Politik zielt kurzfristig auf politische Effekte, doch langfristig untergräbt sie die Stabilität an den Finanzmärkten.Wichtig ist aber auch: Diese Krise in „selbst verursacht“, anders als 2020 oder 2009. Trump kann sie relativ schnell beenden, wobei natürlich ein Schaden bleiben würde.
FR: Am Freitag startet in den USA die Berichtssaison – zunächst mit Banken. Können die Quartalszahlen wieder Vertrauen herstellen?
Walter: Sie könnten ein erster Prüfstein werden. Besonders die Bankenberichte sind ein Frühindikator für die Konjunktur: Kreditvergabe, Risikovorsorge, Zinsmargen – das alles sagt viel über die wirtschaftliche Lage aus. Wenn J.P. Morgan oder Wells Fargo solide Zahlen liefern, wäre das zumindest ein psychologisches Gegengewicht zur allgemeinen Unsicherheit. Aber: Die Erwartungen wurden stark nach unten korrigiert.
FR: Welche Sektoren stehen aktuell besonders im Fokus der Investoren?
Walter: Ganz klar der Finanzsektor – einerseits wegen seiner wirtschaftlichen Schlüsselrolle, andererseits wegen seiner Anfälligkeit bei fallenden Zinsen. Die Gewinnprognosen wurden hier massiv reduziert. Auch zyklische Sektoren wie Industrie und Konsumgüter stehen unter Druck. Defensive Branchen wie Gesundheitswesen oder Versorger rücken dafür wieder stärker ins Blickfeld der Investoren – ein klassischer Shift in unsicheren Zeiten.
FR: Könnte die aktuelle Marktlage übertrieben negativ bewertet sein?
Walter: In Teilen ja. Technische Indikatoren wie der RSI deuten auf überverkaufte Zustände hin. Das heißt nicht, dass sofort eine Erholung kommt, aber es zeigt, dass eine gewisse Panik im Spiel ist. Gerade in solchen Phasen entstehen mittelfristig Einstiegschancen – vorausgesetzt, man ist bereit, Volatilität auszuhalten.
FR: Wie lautet Ihr Ausblick für die nächsten Wochen?
Walter: Kurzfristig bleibt die Lage fragil. Sollte die Berichtssaison enttäuschen, könnten sich Rezessionssorgen verfestigen. Umgekehrt kann ein solides Zahlenwerk helfen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Entscheidend wird sein, wie die Unternehmen mit der geopolitischen Unsicherheit umgehen und ob sie trotz der Belastungen Wachstumsimpulse liefern können. Die Märkte suchen aktuell nicht nach Euphorie – sie suchen nach Stabilität.
FR: Herr Walter, vielen Dank für das Gespräch.