Juni statt März, Sommer statt Frühjahr – so schnell wie die Anleger Ende vergangenen Jahres ihre Zinssenkungserwartungen nach oben schraubten, so schnell werden sie jetzt von den Vertretern von Fed und EZB wieder eingefangen. Wie erwartet konnte und kann es der Geldpolitik nicht daran gelegen sein, dass die Märkte jetzt bereits einen dynamischen Zinssenkungszyklus in die Kurse einpreisen, denn dann wären zwei Jahre harter Kampf gegen die Inflation vielleicht umsonst gewesen. Nach den mahnenden Worten in den vergangenen Tagen steigen die Renditen am Anleihemarkt wieder und im Gegenzug kommen die Aktienkurse zurück.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Der Deutsche Aktienindex ist gestern auf ein neues Jahrestief gefallen und hat damit die Börsenampel auf Rot gestellt. Mehr als eine kurzfristige Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau dürfte vorerst nicht drin sein. Im Gleichklang mit der wieder anziehenden Volatilität nimmt die Risikobereitschaft der Investoren ab. Vor dem DAX dürfte ein schwieriges, erstes Halbjahr liegen, bevor dann mit tatsächlich sinkenden Zinsen wieder positive Rahmenbedingungen für Aktien geschaffen werden.
Viele tausend Stellen könnten beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer in den kommenden Jahren wegfallen. Die Probleme rund um das Düngemittel Glyphosat, aber auch die ausbleibenden und auslaufenden Milliardenumsätze mit den Medikamenten Xarelto und Eylea zwingen den Konzern zu massiven Kosteneinsparungen. Langfristig dürfte der radikale Kurswechsel mit dem nun startenden Personalabbau die richtige Lösung sein, kurzfristig allerdings erwächst daraus noch keine Kursfantasie für die im vergangenen Jahr nach unten geprügelte Aktie. Die Aktivitäten zur Zukunftssicherung in Leverkusen als Anleger zu beobachten, ist sicherlich richtig. Aber ob man das Papier bereits im Depot haben sollte, steht auf einem anderen Blatt.