FAZ-Leser kennen die guten alten Chartanalysen von Wieland Staud. Beim Bitcoin sei eine 2 als erste Zahl der Hunderttausender denkbar war jüngst zu lesen. Realistisch?
2024 war für Anleger ein traumhaftes Aktienjahr. Beim Smartbroker rangieren ebenso wie am Börsenplatz Gettex jedoch primär Amerikaner unter den Top-Titeln. MicroStrategy, Palantir, Nvidia – mit denen per Saldo auf sechs Monate übrigens nichts mehr zu holen war – Amazon, Tesla und – Coinbase. Denn seit Anfang November regiert vor allem der Bitcoin.
100 Prozent….
Vor gut zwölf Monaten war die mögliche Einführung von Bitcoin-Spot-ETFs der Katalysator für steigende Kurse. Die erstmalige Auflegung im Januar wurde als eine Art Ritterschlag gefeiert. Ein Grund für den erfolgreichen ETF-Start war auch der anstehende Halving-Termin im April. „Die Halbierung der Blockprämie von 6,25 auf 3,125 Bitcoin reduzierte das Angebot, während gleichzeitig die Nachfrage über ETFs stark anstieg“, erklärt Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Trotz dieser perfekten Mischung setzte der Bitcoin nicht zu einer Rally an, sondern pendelte seitwärts. Denn mit dem Anstieg von gut 80 Prozent in den ersten Wochen des Jahres war bereits viel eingepreist.
…und dann
„Bereits seit dem Sommer entwickelten sich die Umfragewerte für Donald Trump und der Bitcoin-Kurs sehr ähnlich“, findet der Kapitalmarktexperte von RoboMarkets. Wohl auch dank großzügiger Wahlkampfspenden zeigte sich der neue US-Präsident sehr offen für eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und spielt mit dem Gedanken, eine „strategische nationale Bitcoin-Reserve“ anzulegen. Die spannende Frage ist natürlich, woher die dafür notwendigen Münzen kommen. „Schon jetzt sind rund 94 Prozent aller existierenden Bitcoins im Umlauf, von den maximal 21 Millionen Stück können noch rund 1,2 Millionen geschürft werden“, so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Besser kann ein Inflationsschutz nicht sein und so gilt der Bitcoin auch als digitales Gold. In Zeiten von kräftig steigender Staatsverschuldung ist die Limitierung ein starkes Argument für den Bitcoin.
Verkäufer im Startblock?
Als Belastungsfaktor werden in diesem Zusammenhang immer wieder die rund 200.000 Bitcoins genannt, die inzwischen von den US-Behörden von Cyberkriminellen beschlagnahmt wurden. Sollten die Münzen auf den Markt kommen, könnte dies einen empfindlichen Rückschlag auslösen. Allerdings dürfte Trump dieser Schatz nicht entgangen sein und es wäre nicht überraschend, wenn er die Bestände für die angedachte Währungsreserve verwendet. Ein Belastungsfaktor verliert daher wohl an Bedeutung, Angebot und Nachfrage bleiben angespannt.
100.000 Dollar als magische Marke
Kein Wunder, dass der Bitcoin seit September um 100 Prozent zugelegt hat und die 100.000 Dollar folgerichtig auch knackte. Die runde Schwelle beflügelte seit Monaten die Fantasie, denn die kurze Historie der Kryptowährung bietet ein spannendes Detail. Die Rally-Phasen des Bitcoins erreichten seit 2010 immer dann ihren Höhepunkt, wenn eine 10er-Potenz durchbrochen wurde. Im Frühjahr 2011 knackte der Kurs die 10-Dollar-Marke, im April 2013 wurden erstmals 100 Dollar verlangt. Ende des Jahres waren es 1000 Dollar und 2017 erstmals 10.000 Dollar. Vielleicht steigt der Kurs sogar auf 130.000 oder 150.000 Dollar. Dann dürfte die Euphorie kein Ende nehmen und der Bitcoin auch abseits der Börsenberichterstattung die Schlagzeilen beherrschen. „Schon jetzt sieht man auf der Aktienseite erhebliches Trading-Volumen bei Aktien wie Coinbase oder Microstrategy“, so die Experten der Börse München.
Selbes Prozedere?
Gerade wenn die Gier am größten ist und die Kursziele immer höher gesteckt werden, ist Vorsicht der beste Ratgeber. Die Bitcoin-Historie zeigt diesbezüglich ein interessantes Phänomen. „Immer wenn der Kurs eine Zehnerpotenz überschritten hat, folgte ein Krypto-Winter“, so Experte Wenner. Nach den Höchstständen 2011, 2013 und 2017 ging es jeweils um rund 80 Prozent nach unten. Da also die 100.000er-Marke gefallen ist, könnte nach einer Welle der Kaufpanik wohl Ernüchterung folgen. Denn wo soll dann noch Fantasie herkommen? Die Einführung von ETFs ist durch, die nächste Halbierung steht erst 2028 an und die Trump-Wette ist auch gespielt. Wer mutig ist, kann sich bei Emittenten wie Vontobel nach Short-Papieren umsehen und auf fallende Bitcoin-Notierungen setzen. Auch der Smartbroker aus Berlin mischt seit Neustem im Krypto-Geschäft merklich mit. Dort übrigens haben wir zuletzt die Depoteröffnung durchgespielt und der Smartbroker gewann im Boxenstopp-Zeitvergleich mit Trade Republic. Nicht nur die Konditionen sind beim Smartbroker besser, sogar die Depoteröffnung ging binnen fünf Minuten vollständig inclusive Video ID über die Bühne.
Ausblick in die Ferne
Gut möglich, dass der Bitcoin irgendwann auch die übernächste Zehnerpotenz und damit die eine Million-Dollar-Marke erreicht. Allerdings erst, nachdem ein weiterer Krypto-Winter die Euphorie wieder auf ein vernünftiges Maß abgekühlt hat. Auch das lehrt die Vergangenheit: Seit dem Sprung auf 10.000 Dollar sind gut sieben Jahre vergangen. Davor lagen zwischen den großen runden Marken vier Jahre und zwischen 100 und 1000 nur wenige Monate. Betrachtet man den Kursverlauf aus der Vogelperspektive, lässt die prozentuale Dynamik des Anstiegs also nach – auch wenn es verrückt klingt.