Am Finanzmarkt war der Bitcoin schon häufiger Vorlaufindikator. Womöglich wäre dies kein gutes Signal für Aktien.
Mit Beginn des November haben sich Bitcoin und Ethereum von ihren Höchstständen nochmal mit Nachdruck verabschiedet und testen die tiefsten Notierungen der letzten Monate. Eine kräftige Korrektur bei Kryptos war in den letzten Jahren durchaus häufig ein Vorlaufindikator für Aktien. Volatilität gehört am Krypto-Markt aber zum Alltag. Doch der Blitz-Crash vom 10. Oktober dürfte selbst erfahrene Anleger überrascht haben. Gleiches gilt für Gold, wo es in einer Geschwindigkeit über die Marke von 4.000 US-Dollar ging, dass manchem schwindlig wurde. Auch Silber ließ die 50er-Marke mit Vehemenz hinter sich. Doch die Antwort folgte prompt – denn ein Mini-Crash ließ Gold binnen zwei Tagen um fast zehn Prozent korrigieren. Am Goldmarkt ist das ein episches Ereignis und entsprechend hoch waren die Umsätze mit Hebelpapieren und Indextrackern beispielsweise am Börsenplatz Gettex. Doch auch der Bitcoin verlor jüngst innerhalb weniger Stunden rund zwölf Prozent, Ether (ETH) sackte fast zwanzig Prozent ab.
Die gesamte Branche büßte Milliarden an Wert ein, rund 1,6 Millionen Trader wurden liquidiert. In den Medien erschien das Ereignis als „größter Wipeout in 24 Stunden“ – neunmal so stark wie der Crash im Februar 2025. Schuld war ein ungünstiger Mix: Trumps neue Zolldrohungen senkten kurz vor dem Wochenende die Risikobereitschaft und damit die Liquidität, die Aktienmärkte taumelten, und stark gehebelte Krypto-Positionen mussten aufgelöst werden. Der Effekt verstärkte sich selbst, und viele Neulinge zahlten erneut schmerzhaft Lehrgeld – ein altes, unumstößliches Gesetz der Märkte bewahrheitete sich: Hohe Gewinnchancen kommen nie ohne Risiko.
Bitcoin mit Fallhöhe
Prozentual relativiert sich die Panik jedoch deutlich: „Seit dem April-Tief steht Bitcoin rund 40 Prozent höher, wer vor drei Jahren investierte, freut sich über ein Plus von knapp 600 Prozent – und das ohne Hebel“, so Thomas Soltau vom Smartbroker. Viele Bitcoin-Bullen sehen den Rücksetzer an und teilweise unter die psychologisch wichtige 100.000er-Marke als Gelegenheit, noch einmal günstig einzusteigen. Die Rahmenbedingungen wirken ohnehin solide: Zinssenkungshoffnungen in den USA, Deregulierungsmaßnahmen der Trump-Administration und anhaltende Käufe von Unternehmen und ETFs stützen vor allem Bitcoin und Ether. Wobei die Prognosen über den geldpolitischen Kurs der Fed erfahrungsgemäß so zuverlässig sind wie eine Zwei-Wochen-Wettervorhersage. Dieses Mal könnte es jedoch anders laufen: Trump könnte mit der Ernennung des nächsten Fed-Chefs einen deutlich größeren Einfluss auf die Zinsentscheidungen haben. Tiefe Zinsen wären nicht nur für spekulative Wachstumswerte im Nasdaq 100 positiv, sondern auch für den Kryptomarkt.
Gold bleibt Gold
Trotzdem mahnt der Vergleich mit Gold zur Vorsicht: Die Erzählung von Bitcoin als „digitalem Gold“ gerät ins Wanken. Das Edelmetall eilt in den vergangenen Wochen von Rekord zu Rekord, während Bitcoin nicht folgen konnte. „Mitte August mussten noch rund 35 Unzen Gold für einen Bitcoin gezahlt werden, zuletzt reichten kurzzeitig 25 Unzen – das Edelmetall holt kräftig auf“, rechnet Thomas Soltau vor. Vor rund drei Jahren lag die Ratio sogar bei etwa zehn Unzen.
Markttechnisch stünde einem goldenen Herbst eigentlich nichts im Weg: Gerade der November zählt zu den stärksten Monaten im Jahresverlauf. „Vergangenes Jahr legte Bitcoin um 37 Prozent zu, 2023 um immerhin neun Prozent“, so Lars Reichel von der Börse München. 2024 war jedoch zugegeben ein Ausnahmejahr – denn Donald Trump wurde gewählt. Das kann 2025 nicht passieren – er ist schließlich schon da – und der Beginn des. November war nicht gerade ein Glanzstück.



