Der große KI-Hype ist gestoppt und große Technologieaktien wie Meta, Alphabet oder Tesla können auch empfindlich fallen. Aber wie kommt das Depot da gut durch?
Die schlechte Nachricht zuerst: Trotz aller Diskussionen um Nvidia und KI-Aktien – das gute alte Sparbuch oder Festgeldkonten sind für viele Deutsche nach wie vor erste Wahl. Mit anderen Worten verbrennen sehr viele Deutsche weiterhin und beständig viel Geld bei ihren Sparkassen oder Volksbanken. Dies sieht man übrigens auch in den internationalen Vermögensstudien, die jüngst an dieser Stelle von Jessica Schwarzer besprochen wurden. In Deutschland wird in Small-Talk-Runden eher selten gefragt, welche Aktien die besten Chancen bieten. Eine entschuldete Immobilie und Lebensversicherungen oder noch schlimmer sogenannte Riester-Sparverträge sind das primäre Ziel, die Amerikaner setzen hingegen stärker auf Aktien. Da überrascht es nicht, dass Anleger in Deutschland eine inflationsbereinigte Rendite von rund drei Prozent erzielen, während Amerikaner mit ihren Kapitalrenditen auf etwa sieben Prozent kommen.
Was man in Deutschland auch vermeiden mag sind die Anblicke fallender Aktienkurse. Dabei gehören sie dazu, denn Aktieninvestments sind keine linearen Vorgänge, sondern volatile Angelegenheit. Bestens abzulesen seit dem Jahr 2019. „Auch wenn zuletzt die Zahl der Aktienanleger in Deutschland das vierte Jahr in Folge stabil über 12 Millionen lag, kann von einer breiten Begeisterung für die Börse noch lange keine Rede sein“, findet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Viele scheuen den Sprung aufs Parkett, weil sie das Risiko von eben jenen Verlusten fürchten. Aber Fehler sind eine Lektion des Marktes, aus denen man lernen sollte und die es in Zukunft zu vermeiden gilt.
Strategie hilft
Man kann aber auch mit Disziplin und einer klaren Strategie als Neuling an der Börse bestehen. Höchste Zeit, die wichtigste Regel des Money Managements zu beleuchten: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen. Oft werden gute Wertpapiere zu früh verkauft und schlechte viel zu lange gehalten. Das Problem: Kleinere Verluste lassen sich leicht wieder aufholen, während größere Verluste sehr schwer zu verkraften sind. „Wer nur zehn Prozent verliert, braucht einen Gewinn von gut elf Prozent, um den Rückschlag auszugleichen. Bei Verlusten von 50 Prozent ist hingegen eine Verdoppelung notwendig, was bereits extrem anspruchsvoll wird“, so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Je kleiner die Verluste sind, desto besser stehen die Chancen, sie wieder aufzuholen. Wer nur kleine Rückschläge verkraften muss, setzt sich intensiver mit Fehlern auseinander und lernt daraus.
Schnell geht es nicht
Apropos Lernen: Fallen Sie nicht auf das Versprechen vom schnellen Reichtum herein, mit dem dubiose Online-Finanzakademien werben. Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss zuerst in seine Bildung investieren und sollte nicht blind irgendwelchen Gurus folgen, ohne die Hintergründe zu verstehen. Gerade in Deutschland steht Anlegern mit Zertifikaten ein Werkzeugkasten zur Verfügung, mit dem sie auf Augenhöhe mit den Profis agieren können. Hinzu kommt ein Angebot an Webinaren, Researchmaterial und Informationsangebot, das international seinesgleichen sucht. Nur sind Bonus- und Discountzertifikate oder Hebelprodukte natürlich keine Garantie dafür, automatisch erfolgreicher zu sein. Wer Aktien kauft, sollte wissen, wie das Unternehmen sein Geld verdient, wo die Risiken und wo die Chancen in der Branche liegen. Sollen Zertifikaten eingesetzt werden, gilt es deren Funktionsweise zu verstehen.
Depot logisch aufbauen
Mit Online-Broschüren und Videos bieten die Emittenten inzwischen ein umfangreiches kostenloses Lernprogramm an, so dass jeder das passende Produkt für seine Markterwartung findet. Den Aufbau eines gut strukturierten Depots kann man sich wie eine Pyramide vorstellen. Den Kern bilden defensive Anlagen, vor allem ETFs und Indexzertifikate. Eine optimale Ergänzung bieten Anlagezertifikate, die häufig ein besseres Chance-Risiko-Profil aufweisen als Direktinvestments. Zu den bekanntesten Ausgestaltungen zählen Discount- und Bonus-Zertifikate. Spekulative Titel sollten je nach Risikoneigung einen Anteil von rund zehn Prozent ausmachen.
„Eine gute Barreserve ermöglicht es, jederzeit flexibel auf jede Marktentwicklung reagieren zu können“, so findet Stefan Riße von Acatis. Denn im Gegensatz zu den Profis muss man nicht ständig investiert sein. Zu guter Letzt gehört nach meiner Auffassung in jedes Depot ein kleiner Anteil an Stabilisatoren aus dem Derivatebereich. Dazu können klassische Puts, Turbos oder Discount-Puts gehören. Man schaut sie in guten Marktphasen etwas missbilligend an. Aber wenn es abwärts geht an den Märkten ist man für jeden Put ziemlich dankbar.