FR: Herr Molnar, die jüngsten Zahlen von BMW verschrecken die Anleger. Was ist los in Auto-Deutschland?
Jürgen Molnar: Die deutschen Automobilhersteller erleben derzeit eine Kombination mehrerer Herausforderungen. Zum einen haben die stark gestiegenen Kosten und hohen Rabatte die Margen erheblich gedrückt. Dazu kommen hausgemachte Probleme und der Druck auf bestimmte Marken wie Volkswagen, die mit ihren Massenmodellen immer weniger verdienen. Das operative Ergebnis der Kernmarke VW ist beispielsweise dramatisch eingebrochen. BMW ist gut in das Jahr gestartet, aber nun belastet der Einbruch des China-Geschäfts.
FR: Trotz nahezu konstantem Umsatz ist die Profitabilität der Hersteller deutlich gesunken. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um gegenzusteuern?
Jürgen Molnar: Die Unternehmen reagieren mit umfangreichen Sparprogrammen. Volkswagen hat beispielsweise die technische Kapazität in mehreren deutschen Werken um ein Viertel reduziert und fokussiert sich nun stark auf Kostenreduktionen. Auch Mercedes verfolgt ein Effizienzprogramm, um die Materialkosten zu senken. Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Profitabilität wieder zu verbessern.
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FR: Der chinesische Markt bereitet den deutschen Herstellern ebenfalls Probleme. Wie schätzen Sie die Situation dort ein?
Jürgen Molnar: China bleibt ein schwieriger Markt. Die Konsumlaune ist aufgrund eines schwachen Immobiliensektors und des zurückhaltenden Verbrauchervertrauens gedämpft. Das hat direkte Auswirkungen auf die Verkaufszahlen. Während BMW noch eine Stabilisierung erwartet, sieht Mercedes die Lage weiterhin als schwierig an. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis sich der Markt erholt.
FR: Wie sieht die Lage auf den anderen wichtigen Märkten aus?
Jürgen Molnar: Weltweit stehen die Hersteller unter Druck. In den USA zum Beispiel hat Stellantis aufgrund von Rückrufaktionen und Managementwechseln massive Profitabilitätseinbußen erlitten. Generell belastet die hohe Inflation und das gestiegene Zinsniveau das Geschäft in Europa und Amerika, was die Kaufkraft der Verbraucher weiter reduziert und den Absatz von Neuwagen erschwert.
FR: Vor dem Hintergrund sinkender Margen und hoher Kosten – was raten Sie Anlegern bezüglich Automobil-Aktien?
Jürgen Molnar: Anleger sollten sehr selektiv vorgehen. Hersteller, die breit aufgestellt sind und ein diversifiziertes Portfolio haben, wie BMW, könnten besser durch die aktuelle Krise kommen. Dennoch ist die Branche insgesamt von Unsicherheiten geprägt, und die Aktienmärkte reagieren empfindlich auf negative Nachrichten.