
Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.
Statt Santa Claus mit einer Zinssenkung im Gepäck brachte diese gestern der Grinch, garniert mit der Botschaft, es könnte vorerst die letzte der Fed gewesen sein. Wie lange dieses „vorerst“ dauert, dürfte von der Inflation abhängen, die sich nach den angepassten Prognosen der Fed nun doch nicht so schnell dem Notenbankziel von zwei Prozent annähert. Statt vier Zinssenkungen dürften es Stand jetzt im besten Fall nur noch zwei im kommenden Jahr werden. Auch wenn Powell den potenziellen Schuldigen nicht direkt beim Namen nennt, der Blick gilt in jedem Fall der zu erwartenden Zollpolitik eines US-Präsidenten Donald Trump.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Natürlich ist es nach einem solch starken Börsenjahr weit gefehlt, davon zu sprechen, dass der „Grinch“ Jerome Powell den Anlegern nun Weihnachten gestohlen hat. Aber viele dürften sich gestern Abend mit Blick auf die Kursverluste im Nasdaq von 3,6 und im Dow Jones von 2,6 Prozent die Augen gerieben haben und so kurz vor Jahresschluss doch nochmal ins Grübeln gekommen sein. War‘s das jetzt mit dem Bullenmarkt? Die Antwort lautet: „Jein“!
Ein Blick auf den Anleihemarkt, an dem gestern die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihe in Richtung 4,5 Prozent sprang, zeigt die nahezu risikolose Alternative zu einem immer noch sehr hoch bewerteten Aktienmarkt auf. Das Tempo prozentual zweistelliger Gewinne pro Jahr dürfte dieser nicht halten können. Auch der DAX nicht, der nun erwartungsgemäß die 20.000er Marke noch einmal testet. Ein Niveau, um das es in den kommenden Wochen noch etwas Kampf zwischen den Bullen und den Bären geben dürfte.
Als wenn die Nachrichten aus der Geldpolitik noch nicht genug gewesen wären, wartete dann nach US-Börsenschluss noch der Chiphersteller Micron Technology mit einem enttäuschenden Ausblick für 2025 auf. Mit der Aktie ging es um 13 Prozent nach unten. Für die verwöhnten Aktionäre von Micron-Konkurrenten wie Nvidia, TSMC und Broadcom durchaus ein Warnsignal. Auch die deutschen Vertreter der Branche, Infineon und Aixtron, werden heute Morgen in Sippenhaft genommen.