Noch steht vor den über 30 Prozent für die AfD in Sachsen und dem Wahlsieg in Thüringen „nur“ das Wort Landtagswahl, weshalb zwar auch die Anleger in Frankfurt Notiz von diesem historischen Einschnitt und Rechtsruck in Deutschland nehmen, aber insgesamt noch relativ entspannt bleiben. Dass die Ampel in Berlin einen Denkzettel aus dem Osten erhalten würde und ihre Tage damit gezählt sein könnten, war keine Überraschung und sorgt deshalb heute Morgen für eine stabile Handelseröffnung im Deutschen Aktienindex.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Würde die AfD spätestens in 13 Monaten die Bundestagswahlen gewinnen, sähe die Situation definitiv anders aus. Aber Stand jetzt ist selbst eine Regierungsbeteiligung in Thüringen und Sachsen eher unwahrscheinlich, auch wenn sich dies für einen Wahlsieger und seine Wählerinnen und Wähler eher befremdlich anfühlt. Vielmehr ist es die aufgeheizte Stimmung im Osten und ein gespaltenes Land, worüber man und Investoren sich Gedanken machen sollten. Aber so etwas verändert Investitionsentscheidungen nicht kurzfristig und spontan, sondern es ist ein schleichender Prozess, der den deutschen und auch europäischen Finanzplatz langfristig noch ein Stück Attraktivität kosten könnte.
Kurzfristig ist der DAX nach der fulminanten Erholung um mehr als zehn Prozent überkauft und es könnte schwer werden, die Marke von 19.000 Punkten bereits in dieser Woche nachhaltig zu knacken. Der Aufwärtstrend bleibt intakt und investierte Anleger weiter bei der Stange, aber neue Käufer dürften, wenn nur sehr zögerlich, auf diesem Niveau in den Markt finden. Auch weil wir heute in den September starten – aus saisonaler Sicht ein schwieriger Börsenmonat, in den vergangenen vier Jahren stand immer ein Minus am Monatsende in den Büchern.
Und in dieser Woche stehen am Freitag um 14:30 Uhr wieder die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt (NFPs) auf dem Plan. Wichtigkeit und Fragwürdigkeit sind allerdings spätestens nach der massiven Revision vor zwei Wochen gleich hoch. Nichtsdestotrotz dürfte die Börse wieder wie das Kaninchen auf die Schlange schauen und könnte im Vorfeld in eine leichte Schockstarre verfallen.