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Tradingideen

DAX – Stabilisierung – das zeigen die Daten

By 9. September 2025Keine Kommentare

Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.

FR: Herr Walter, die Datenlage in Deutschland wirkt widersprüchlich: Fabrikaufträge schwächer im Juli, aber die Industrieproduktion legt zu  und die Vormonatsproduktion wurde von -1,9 % auf -0,1 % hochrevidiert. Ist das schon eine Stabilisierung?

Vanyo Walter / Robomarkets: Es ist zumindest ein erstes Aufatmen. Der Maschinenbau hat den Ausschlag gegeben, und die kräftige Revision reduziert das „Loch“ im Vormonat deutlich. Von einer Trendwende zu sprechen, wäre verfrüht – aber die Kombination aus positiver Produktion, Revision und Maschinenbau-Impuls nährt die Hoffnung, dass der Industriesektor seinen Boden tastet. Entscheidend wird sein, ob die Auftragseingänge in den nächsten Monaten nachziehen.

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FR: Blick nach Japan: Der Rücktritt von Premierminister Ishiba sorgt für Unsicherheit. Was heißt das für Geldpolitik und Yen?

Vanyo Walter: Politische Unklarheit verringert die Chance auf eine Zinserhöhung im Oktober 2025. Kurzfristig spricht das für einen schwächeren Yen. Mittelfristig könnten jedoch erwartete US-Zinssenkungen die Dollar-Stärke begrenzen und den Yen zum Jahresende stützen. Die Bank of Japan dürfte an ihrer Linie festhalten, bis das politische Bild klarer ist.

FR: Frankreich steckt in einer politischen Lähmung. Welche Folgen drohen für Märkte und Europa?

Vanyo Walter: Nach dem Rücktritt von Premier Bayrou drohen Rating-Diskussionen und höhere Risikoaufschläge auf französische Anleihen – eine akute Finanzkrise ist aber vorerst unwahrscheinlich. Wahrscheinlich versucht Präsident Macron mit einem neuen Premier Kompromisse mit den Sozialisten. Gelingt das nicht, könnten Neuwahlen die Unsicherheit verlängern und radikale Kräfte stärken. Für Europa heißt das: weniger französischer Schub, mehr Verantwortung für Deutschland.

FR: Die EU schnürt weitere Maßnahmen gegen Russland – von Zahlungs- und Kartensystemen über Kryptobörsen bis zu schärferem Ölregime. Welche Marktfolgen sehen Sie?

Vanyo Walter: Strengere Finanz- und Energie-Auflagen erhöhen Regulierungskosten für Banken, Dienstleister, Handel und Schifffahrt; Umgehungsströme werden erschwert. Die USA signalisieren Unterstützung, aber nur im Gleichschritt mit Europa – und das zögerliche Vorgehen von Präsident Trump könnte die Konsequenz der Umsetzung dämpfen. Kurzfristig steigt die politische Prämie, mittel- bis langfristig hängt der Effekt an der Geschlossenheit der Partner.

FR: Was bedeutet all das für die Anlagestrategie in Europa?

Vanyo Walter: Selektiv bleiben. In Deutschland zyklische Qualitätswerte beobachten, die von einer Bodenbildung in der Industrie profitieren, aber nur schrittweise aufstocken. In Frankreich Vorsicht bei zinssensitiven Titeln mit hoher Staatsnähe. Währungsseitig kurzfristig Dollar-Stärke respektieren, perspektivisch Yen-Absicherungen prüfen. Auf der Zinsseite spricht die Unsicherheit für etwas längere Duration in soliden Euro-Staats- und hochwertigen Unternehmensanleihen – als Puffer, falls die Konjunktur hinter den Optimisten zurückbleibt.

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