
Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.
15 statt 30 Prozent – die Spekulationen auf einen ähnlichen Deal zwischen den USA und der Europäischen Union wie den gestern offiziell verkündeten mit Japan verdichten sich, noch aber ist das letzte Wort in diesem Konflikt nicht gesprochen. Der seit Wochen herrschende Optimismus der Anleger in Hinblick auf den Zollstreit scheint dagegen ungebrochen und treibt den DAX schon vor einem Deal wieder über die 24.500er Marke und damit nah an sein Rekordhoch heran.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Mit einem Basiszoll von 15 Prozent scheinen sich die Anleger zwar anfreunden zu können. Ob aber das bei Trump in den vergangenen Jahren mehr und mehr in Ungnade gefallene Europa dieselbe Sanftheit zu spüren bekommt wie Japan, muss abgewartet werden. Der US-Präsident bleibt auch bis zum 1. August unberechenbar und das Kartenhaus an der Frankfurter Börse könnte schneller wieder in sich zusammenfallen als gedacht. Es könnte deshalb schwer für den DAX werden, ohne eine offizielle Einigung die Bestmarke von 24.639 Punkten anzulaufen.
Die Zahlen aus den Unternehmen innerhalb der laufenden Berichtssaison bleiben mit einer Ausnahme eine positive Triebfeder der Märkte. Gestern Abend vermeldete Alphabet einen besser als erwarteten Gewinn für das zweite Quartal, das Anzeigengeschäft auf der Suchmaschine Google läuft weiter auf Hochtouren. Die Aktie steigt nachbörslich um drei Prozent.
Auch die Deutsche Bank schlägt mit einem Quartalsgewinn vor Steuern von 2,4 Milliarden Euro die Erwartungen der Analysten deutlich. Höhere Erträge und niedrigere Kosten: Der zwischendurch ins Wanken geratene deutsche Branchenprimus ist wieder zurück auf der Erfolgsspur und damit auf einem sehr guten Weg, das selbst gesteckte und von vielen vor einem Jahr noch belächelte Ziel einer Eigenkapitalrendite von zehn Prozent im Gesamtjahr zu erreichen. Aktionäre zeigen sich dementsprechend zufrieden und sehen das Plus in der Aktie von fast 60 Prozent seit Jahresbeginn als gerechtfertigt an. Und die, die noch nicht dabei sind, wollen den aus technischer Sicht freien Weg bis zur 30-Euro-Marke nicht verpassen.
Spielverderber der guten Stimmung auf den Börsenparketts dieser Welt ist Tesla. Elon Musk hat mit seinen politischen Eskapaden dem E-Autopionier einen erheblichen Schaden zugefügt und muss nun alles dafür tun, das ramponierte Image wieder aufzupolieren. Die Fahrzeugverkäufe brechen weg, Stammkunden kehren dem Unternehmen den Rücken. Jetzt droht im Hahnenkampf mit dem US-Präsidenten noch der Entzug sämtlicher Regierungsaufträge und Subventionen. Der Stern des einstigen Visionärs und Investorenlieblings Elon Musk beginnt zu sinken und mit ihm der Aktienkurs – nachbörslich das Minus bei fast fünf Prozent.