Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.
Nach dem Eintritt der USA in den Krieg im Nahen Osten rutscht der DAX wieder unter seine 50-Tage-Linie, womit sich die Erholung vom Freitag als kleine Bullenfalle entpuppen könnte. Dass sich die noch vor dem Wochenende angekündigten zwei Wochen Bedenkzeit des US-Präsidenten im Nachhinein als Finte herausstellen, überrascht nicht wirklich. Doch es bleibt die Frage, welche Folgen die jüngste Eskalationsstufe für die Region, für den Ölmarkt und damit für die Weltwirtschaft hat.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Diese Unsicherheit führt sicherlich zu keinen größeren Engagements noch unentschlossener Aktienkäufer vor der Sommerpause. Andererseits aber haben sich die Börsen – so hart es klingt – an das Thema Krieg gewöhnt, weshalb viele Investoren diese Entwicklung nicht als Verkaufssignal sehen. Zumindest ist die Spekulation auf einen Angriff der USA auf den Iran jetzt nicht mehr Gegenstand einer Spekulation, sondern ein sogenanntes „Fait accompli“, eine vollendete Tatsache, auf die sich nicht mehr spekulieren lässt und wofür deshalb auch keine Risikoprämie zu zahlen ist.
Die alles entscheidende Frage lautet jetzt, ob und wie der Iran reagieren wird. Aktuell ist keine Eskalation in Sicht und die Straße von Hormus bleibt der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Würde sie blockiert, wären Lieferverzögerungen und Angebotsausfall sicherlich für einen Sprung des Ölpreises über 100 Dollar gut. Das wiederum wäre Gift für die Weltwirtschaft und ein Katalysator für die gerade unter Kontrolle gekommene Inflation.
Für den DAX dürfte es schwer werden, vor diesem Hintergrund die 50-Tage-Linie bei rund 23.300 Punkten nachhaltig zurückzuerobern. Wahrscheinlicher ist jetzt eine Fortsetzung der Korrektur bis zur noch offenen Kurslücke bei 22.320 Zählern. Solche Gaps werden in der Regel erst geschlossen, bevor sich der Aufwärtstrend mit der Chance auf neue Rekorde fortsetzt.
