Alljährlich locken Banken im Herbst mit dem Weltspartag. In den Corona-Jahren war wenig zu holen, da Banken ihre Zinsen mitunter in den negativen Bereich befördert hatten. Bei Sparkassen oder Volksbanken ist nach wie vor wenig zu holen, dafür startete der Smartbroker gerade eine Offensive und möchte mit seinem Zinsangebot die Berliner Konkurrenz von Trade Republic schlagen. Das könnte sogar gelingen, denn Zinsen um drei Prozent klingen als Inflationsausgleich gar nicht mal schlecht. „Eine wirkliche Rendite in Höhe von den langfristig erwartbaren sieben Prozent erreicht man aber nur mit einer signifikanten Aktienposition“, findet Vanyo Walter vom Aktienbroker RoboMarkets. In der Tat werfen Aktien genau diese sieben Prozent im Schnitt jährlich über die letzten Jahrzehnte ab. Aktien sind jedoch Risikokapital, die Rendite kommt geglättet über die Jahre und es kann durchaus Jahre geben in denen es abwärts geht. „Volatilität gehört am Aktienmarkt dazu. Aktien sind jedoch per se Anteile an Unternehmen und damit ein breites Investment“, argumentiert Experte Walter.
Keine Scheu vor Beteiligungen an Unternehmen
JP Morgan Asset Management will mit dem „Finanzbarometer 2024“, einer repräsentativen Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland, genau wissen, wie die Deutschen sparen. Laut Finanzbarometer gibt es in Deutschland leider nach wie vor viele Menschen, die sich nicht an den Kapitalmarkt heranwagen. Während 38 Prozent der Befragten bisher nur sparen, gibt es 14 Prozent, die weder sparen noch anlegen. Insgesamt scheuen somit noch mehr als die Hälfte der Deutschen Kapitalmarktinvestments. Diese Zahl unterscheidet sich damit signifikant von den USA wo Beteiligungen an Unternehmen völlig selbstverständlich sind. Für Thomas Soltau vom Smartbroker ist dieser Punkt umso wichtiger, da „in Deutschland das Altersvorsorgedepot aktuell disktutiert wird und Menschen neben der gesetzlichen Rente andere Bausteine für das Alter ins Kalkül ziehen sollten“. Das Umfeld ist dabei durchaus gut. Denn laut JP Morgan ist es der wichtigste Punkt für die Menschen, die bislang weder in Fonds, ETFs noch in Aktien oder Anleihen investieren, dass ein Investment auch mit kleinen Beträgen möglich sein muss. Dies wünscht sich mit 28 Prozent fast jeder dritte befragte Sparer.
Wissen ist wichtig
Ein Viertel der befragten Deutschen erhofft sich darüber hinaus ein besseres Verständnis für Geldanlage generell. Dieser Punkt ist wohl jener, der am einfachsten anzupacken wäre. Denn wer ein halbes Jahr lang zwanzig Minuten jede Woche für Basiswissen der Geldanlage übrig hat, entwickelt ein absolut ausreichendes Verständnis für Portfoliostruktur, ETF-Anlage oder Zertifikateinvestments. Der einfachste Spruch ist dabei auch der beste – kaufen Sie, was Sie verstehen und kennen. „Wissen schlägt also Bequemlichkeit, wenn es darum geht, den Weg vom Sparen zum Anlegen einzuschlagen“, fasst Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, ein wesentliches Ergebnis der Umfrage zusammen. „Das ist bemerkenswert, weil in den letzten Jahren verstärkt der Eindruck entstanden ist, dass einfache Technologie in Form von Apps extrem wichtig ist, damit Menschen sich dem Kapitalmarkt zuwenden. Finanzwissen und das Verständnis des Kapitalmarkts sowie der Investmentprodukte sind aber tatsächlich der entscheidende Faktor“, führt Schulz aus.
Kleines Geld reicht schon
JP Morgan räumt in seiner Studie auch gleich damit auf, dass man nur mit viel Geld am Aktienmarkt weiter kommt. Denn „es ist nach wie vor ein verbreiterter Mythos, dass man reich sein müsse, um zu investieren“. In viele Fonds, ETFs, Aktien oder Anleihen lässt sich mit einem Sparplan aber bereits mit 50 Euro oder sogar weniger regelmäßig Geld breit gestreut am Kapitalmarkt anlegen. Der Weltspartag sollte daher ein Startschuss zum Sparen sein. Wobei Sparen aber eben nicht nur Zinssparen, sondern gleichsam Aktiensparen bedeuten kann. Man muss bloß anfangen.