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Tradingideen

Die positiven Nachrichten reißen nicht ab – Anleger gehen weiter ins Risiko

Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.

Die Woche begann bereits mit einem Katalysator für weiter steigende Aktienkurse rund um den Globus: Die USA und China erzielten in ihren Gesprächen in der Schweiz einen Durchbruch. Für 90 Tage sollen die gegenseitigen Zölle zwischen den beiden größten Volkswirtschaften auf 30 bzw. zehn Prozent reduziert werden. Zwar ist noch nicht klar, was danach passiert. Aber von den sich hochgeschaukelten 145 bzw. 125 Prozent ist das ein gewaltiger Schritt nach unten und zeigt den großen Verhandlungsspielraum von US-Präsident Trump. Das reichte den Anlegern, um im Wochenverlauf das Risiko eines Handelskriegs vollständig aus den Kursen auszupreisen. Quer durch alle Asset-Klassen stiegen die Kurse, während der sichere Hafen Gold auf einmal nicht mehr so attraktiv erschien.

Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.

Erst die Einigung zwischen den USA und China, …

Der eindeutige Gewinner heißt nun wieder Amerika, die Strategie von US-Präsident Trump scheint aufzugehen. Erst deutliche Drohungen aussprechen und dann den entsprechend großen Verhandlungsspielraum nutzen, um am Ende doch noch mit ein paar Prozent Zoll als Sieger vom Platz zu gehen. Die Frage allerdings bleibt, wann das Pendel im Weißen Haus wieder auf Angriff umschwenkt und wie das Zuckerbrot-und-Peitsche-Spiel weitergeht. Denn es ist nur schwer vorstellbar, dass das Zolltheater bald vollständig von der Agenda verschwindet. Trump bleibt unberechenbar und damit ein weiterhin einzukalkulierender Risikofaktor für die Investoren.

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… dann Trumps Milliardendeals in den Emiraten …
 
Die Musik spielte in dieser Woche aber auch deshalb an der Wall Street, weil der US-Präsident auf seiner Tour durch die Emirate einen Milliardendeal nach dem nächsten abschließen konnte. Alle Top-CEOs der großen US-Unternehmen waren dabei, auch Boeing-Chef Ortberg. Qatar Airways will über 200 Flugzeuge im Wert von rund 96 Milliarden Dollar kaufen. Es wäre die größte Bestellung für den Konzern in seiner Geschichte. Trump ist in seinem Element, und die Rally in New York, zu der er noch vor vier Wochen potenzielle Käufer eingeladen hat, kann weitergehen. Die Einkaufstour soll das Zolltheater der vergangenen Wochen in den Hintergrund drängen und verloren gegangenes Vertrauen der Investoren zurückgewinnen – scheinbar mit Erfolg.
 
… und schließlich fällt auch noch die Inflation in den USA!

Dann fiel auch noch die Inflation im April in den USA entgegen den Erwartungen. Die positiven Nachrichten für die Börse rissen in dieser Woche also nicht ab und sorgen so für eine schon fast wieder euphorische Stimmung unter den Anlegern. Der Fear & Greed Index des Nachrichtensenders CNN springt von historischen vier Punkten nach dem Papptafel-Moment im Weißen Haus Anfang April und der V-förmigen Erholung an den Aktienmärkten mit 70 Punkten bereits wieder in den „extrem gierigen“ Bereich.

Friedensgespräche machen zusätzlich Hoffnung

Mit einem erfolgreichen Verlauf der Friedensgespräche in Istanbul könnte gerade für die europäischen Handelsplätze zusätzliche positive Dynamik in den Aktienmarkt kommen. Auch wenn erst einmal nur die zweite Reihe verhandelt, war man einem länger währenden Waffenstillstand in dem nun bereits mehr als drei Jahre andauernden Krieg in der Ukraine vielleicht noch nie so nah wie jetzt. Die Hoffnung ist auch an der Börse groß, dass man dieses Thema bald von der Liste der Risikofaktoren streichen kann.

Was passiert in der kommenden Woche?

Der Fokus der Investoren dürfte auch nach den ermutigenden Inflationsdaten aus den USA in dieser Woche auf den Themen Preisentwicklung und der daraus resultierenden Geldpolitik der US-Notenbank bleiben. Denn spätestens die nächsten Zahlen sollten die Effekte aus Trumps Zollpolitik zeigen. Gibt es welche, bekäme die Fed in ihrer abwartenden Haltung Recht. Dann könnte sie es aber am Ende sein, die zu lange wartet und so eine Rezession, für die es in der Tat bis auf die reine Wachstumszahl aus dem ersten Quartal noch keine wirklichen Anzeichen gibt, nicht mehr verhindern kann.

Was die Termine im Konjunkturkalender angeht, geht es in der kommenden Woche eher ruhig zu. In der Nacht zum Montag werden Einzelhandelsumsätze und Zahlen zur Industrieproduktion in China veröffentlicht, am Dienstag entscheidet die australische Notenbank über die Zinsen. Der Donnerstag steht dann ganz im Zeichen der Einkaufsmanagerindizes aus den USA sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor. In Deutschland wird am Vormittag der Ifo-Index veröffentlicht.

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