Bundesanleihen sind in diesem Jahr sehr gefragt, weil diese Papiere inzwischen attraktive Zinsen abwerfen. Lohnen sie sich noch im aktuellen Umfeld und was müssen Anleger beim Kauf beachten?
Was ist eine Bundes- oder Staatsanleihe?
Staaten benötigen Geld, um ihre Ausgaben zu bezahlen und leihen sich Geld bei Investoren über Anleihen, die sie begeben. Staatsanleihen sind verbriefte Kredite eines Landes, die einen Zins an die Käufer der Anleihe (Gläubiger) zahlen. In Deutschland werden sie Bundesanleihen genannt, wobei die Laufzeit von Staatsanleihen sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Wie lange sind die Laufzeiten und wie hoch sind die Zinsen für Staatsanleihen?
Die Laufzeiten von Bundes- oder Staatsanleihen liegen häufig zwischen ein paar Monaten und 30 Jahren. Doch es gibt Ausnahmen, Österreich und manch anderes Land haben auch schon 100jährige Anleihen begeben. Am Laufzeitende erhalten die Anleihenkäufer den Nennwert der Anleihe zurück, wenn der Emittent, also das Land nicht zahlungsunfähig geworden ist. Die Zinsen orientieren sich dabei am allgemeinen Zinsniveau und hängen von der Bonität eines Landes ab. Wie immer bei der Geldanlage gilt es aber zu beachten, dass „höhere Zinsen meist auch mehr Risiko bedeuten. Je solventer ein Schuldner ist, desto weniger Zinsen muss er bieten“, ordnet Jürgen Molnar Chance und Risiko für den Zinsmarkt ein. Eben jene Zinsen werden in der Regel einmal jährlich ausgezahlt. Für die als sehr sicher geltenden 10jährigen Bundesanleihen stehen derzeit rund 2,2 Prozent auf der Renditetafel und in den USA werden für 10jährige Staatsanleihen derzeit 3,9 Prozent gezahlt. „Wer in US-Anleihen investiert, sollte aber das Währungsrisiko beachten. Steigt der Dollar, können Währungsgewinne entstehen und umgekehrt“, so Stefan Riße, Kapitalmarktexperte bei der Fondsgesellschaft Acatis.
Müssen Staatsanleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden?
Staatsanleihen werden rege gehandelt, so dass sie eine ausreichende Liquidität besitzen und jederzeit vor dem eigentlichen Laufzeitende verkauft werden können. Anleihen sind wie Aktien über ein Depot bei einem Broker handelbar. Sie werden buchhalterisch erfasst, tatsächliche Stücke wie früher werden nicht mehr geliefert beziehungsweise verwahrt.
Die Renditen sind zuletzt gefallen, lohnt sich noch der Einstieg in Staatsanleihen?
„Wer auf dem leicht gesunkenen Niveau Staatsanleihen kauft, erzielt immer noch eine attraktive Rendite im Vergleich zur Nullzinsphase der vergangenen Jahre“, erklärt Salah Eddine-Bouhmidi vom Broker IG. Da auch die Inflation zuletzt gesunken ist, verbessert sich gleichzeitig die Realrendite, also die Rendite nach Abzug der Inflation. Sie ist nach dem jüngsten Inflationsrückgang wieder in den positiven Bereich gerutscht.
Die jüngste Kursrally an den Bondmärkten war zwar im November einer der stärksten Monate seit Jahren, doch die Börsenmonate zuvor fielen eher durchwachsen aus. Die November-Rally war getrieben von der Hoffnung auf baldige Leitzinssenkungen von Seiten der Notenbanken in den USA und Europa. Zinsen bewegen sich invers zum Anleihekurs, weshalb also sinkende Zinsen und Renditen zu Kursgewinnen bei Anleihen führen. „Wie bedeutend Zinsveränderungen von zwei oder drei Prozent sind, können Anleger an einer 100 Jahre laufenden konkreten Anleihe des Landes Österreich ablesen. Im Zinstief 2020 lag diese Anleihe mit Kennung A19PCG bei einem Kurswert von 225. Mit dem deutlichen Anstieg der Zinsen in Europa ist der Kurs bis auf 70 gefallen“, rechnet Experte Molnar die mitunter deutlichen Kursänderungen vor.
Sind Leitzinssenkungen für 2024 zu erwarten?
Zinssenkungen werden nach den Aussagen von führenden Notenbankern in den USA und in der EU zumindest wahrscheinlicher, was sich auch am Markt ablesen lässt. Dort preist der Markt die erste Leitzinssenkungen in den USA im März mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 80 Prozent ein. Sollte es tatsächlich zu Leitzinssenkungen im nächsten Jahr kommen, schneiden häufig Staatsanleihen mit einer längeren Laufzeit besser ab als solche mit einer kürzeren.
Sind Anleihen-ETFs einem Direktinvestment in Staatsanleihen vorzuziehen?
Mit einem Anleihen-ETF investieren Anleger in mehrere Staatsanleihen, sind also im Anleihenbereich breit gestreut. Im Prinzip funktioniert ein Anleihen-ETF ähnlich wie ein Aktien-ETF. Anleger können mit einer Einmalzahlung oder über einen Sparplan in diese Papiere investieren. Das Chance-Risikoprofil im Vergleich zu einem Investment in Bundesanleihen hängt im Wesentlichen von den dazugehörigen Staatsanleihen ab, die im ETF gebündelt sind. Beim Kauf eines Anleihen-ETFs sollte neben der Gesamtbonität auch auf die Gesamtkosten geachtet werden. Sie betragen meist 0,1 bis 0,5 Prozent im Jahr, wobei letztgenannte Marke als teuer zu sehen ist. „Hinzu kommt, dass Anleger sich zuvor informieren sollten, auf welche Anleihefälligkeit sich ein Fonds bezieht, denn zwischen kurzlaufenden Anleihen und Anleihen mit Fälligkeit in 20 bis 25 Jahren kann es merkliche Unterschiede geben“, findet Stratege Risse.