FR: Am Donnerstag könnte die EZB die Zinsen senken, die FED wird in der kommenden Woche folgen. Wie bewerten Sie die Zinssenkungserwartungen?
Jürgen Molnar ( Robomarkets ): Die Zinssenkungserwartungen sind sehr hoch, mit einer Federal Funds Rate von 3% bis Ende 2025. Der Markt preist mehrere Zinssenkungen bereits ein. Das ist positiv für Anleihen, die stark von den fallenden Zinsen profitiert haben. Allerdings müsste die Rezession deutlicher werden, damit Anleihen weiterhin stark performen.
FR: Die US-Wirtschaft hat im zweiten Quartal um 3% per anno zugelegt. Halten Sie eine Rezession dennoch für denkbar?
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Jürgen Molnar: Eine Rezession ist derzeit nicht unser Hauptszenario, vor allem wegen des soliden Wachstums der US-Wirtschaft im zweiten Quartal. Aber der Arbeitsmarkt schwächt sich ab, und das Verarbeitende Gewerbe zeigt ebenfalls Schwächen. Es ist also ein Abschwung möglich, auch wenn eine echte Rezession derzeit unwahrscheinlich erscheint. Besonders die Entwicklung im Arbeitsmarkt wird in den kommenden Monaten entscheidend sein.
FR: Sie erwähnten das Verarbeitende Gewerbe. Der ISM-Index liegt unter 50 Punkten, was auf eine Schrumpfung hindeutet. Wie sehen Sie das?
Jürgen Molnar: Das Verarbeitende Gewerbe zeigt schon seit einiger Zeit Schwäche, und der ISM-Index unterstreicht das. Mit einem Wert von 47,2 deutet der Index nicht nur auf Schrumpfung hin, sondern auf eine beschleunigte Abkühlung. Das sind schlechte Nachrichten für zyklische Unternehmen, die besonders sensibel auf Konjunkturschwankungen reagieren.
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FR: Wie bewerten Sie die Performance von US-Aktien im Vergleich zu anderen Märkten?
Jürgen Molnar: US-Aktien waren in letzter Zeit teurer als andere Märkte, hauptsächlich aufgrund des hohen Gewinnwachstums und der Dominanz von Wachstumswerten wie den K.I-Titeln. Aber wenn die Konjunktur nachlässt, könnte sich diese Bewertung normalisieren. Es ist durchaus möglich, dass sich die Bewertungen von US-Aktien an das Niveau anderer Länder angleichen, vor allem, wenn das Gewinnwachstum stagniert und der Arbeitsmarkt weiter schwächer wird.
FR: Wie wirkt sich die schwächelnde Konjunktur in China auf die europäischen Märkte aus?
Jürgen Molnar: Die schwächere Konjunktur in China birgt für Europa erhebliche Risiken. Europäische Unternehmen generieren rund 31 Prozent ihrer Einnahmen in Schwellenländern, wobei China eine zentrale Rolle spielt. Wenn das Wachstum dort weiter zurückgeht, wird sich dies spürbar auf die europäischen Unternehmen und ihre Wachstumsaussichten im zweiten Halbjahr 2024 auswirken.