
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
FR: Herr Walter, Donald Trump hat zuletzt betont, Fed-Chef Powell nicht entlassen zu wollen. Wie bewerten Sie das aus Marktsicht?
Vanyo Walter / Robomarkets: Das war ein wichtiges Signal zur Beruhigung. Die Märkte hatten im April deutlich auf Spekulationen über einen möglichen Eingriff in die Fed reagiert – mit steigenden Renditen für US-Staatsanleihen. Dass Trump nun verbal zurückrudert, zeigt: Der Kapitalmarkt wirkt als Korrektiv gegen politische Instabilität. Solche Mechanismen sind essenziell für das Vertrauen in die US-Institutionen.
FR: Rechnen Sie mit Zinssenkungen in nächster Zeit, wie Trump sie erneut gefordert hat?
Vanyo Walter: Eher nicht. Zwar ist die Inflation im März auf 2,4 % gesunken, aber die Kerninflation liegt mit 2,8 % weiterhin über dem Ziel. Zudem steht mit dem sich zuspitzenden Zollkonflikt neuer Preisdruck bevor. Die Fed dürfte daher datenabhängig bleiben und keine voreiligen Schritte unternehmen – zumal der Arbeitsmarkt robust ist und der Dienstleistungssektor stabil wächst.
FR: Was bedeutet die aktuelle Gemengelage für Anleger?
Vanyo Walter: Es bleibt eine Phase der Unsicherheit, aber mit kalkulierbaren Risiken. Der Markt rechnet nicht mehr mit schnellen Zinssenkungen, und das scheint auch gerechtfertigt. Wer investiert, sollte daher selektiv vorgehen: Unternehmen mit Preissetzungsmacht und international robuster Aufstellung sind im Vorteil – besonders in einem Umfeld politischer und monetärer Unruhe.