
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
FR: Herr Walter, die US-Gerichte haben entschieden, dass Präsident Trump keine pauschalen Zölle verhängen darf. Die Märkte reagierten darauf freundlich. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Vanyo Walter: Die Erleichterung ist nachvollziehbar – ein Teil der jüngsten Unsicherheit fällt weg, wenn breite Zölle juristisch gestoppt werden. Allerdings ist das kein Freifahrtschein für importierende Unternehmen. Die Kurserholung spiegelt vor allem kurzfristiges „Relief Buying“ wider, die längerfristige Risikoprämie bleibt bestehen, da die Administration alternative Rechtswege hat.
FR: Welche alternativen Rechtsgrundlagen könnten die USA nun nutzen, um Zölle doch einzuführen – und welche Branchen wären dann besonders gefährdet?
Vanyo Walter: Washington kann auf Section 122 des Trade Expansion Act oder Section 301 des Trade Act ausweichen, um sektor- oder länderspezifische Zölle zu verhängen. Das würde gezielt Industrien treffen – denkbar sind Strafzölle auf Autos aus der EU oder auf Tech-Importe aus China. Automobilhersteller, Maschinenbauer und Hightech-Konzerne müssten dann erneut mit Mehrkosten rechnen.
FR: Präsident Trump fühlt sich offenbar nicht beeindruckt – er verbreitete auf Social Media ein „Meme“. Wie beeinflusst seine Reaktion die Marktstimmung?
Vanyo Walter: Trumps rhetorische Eskalation erhöht die politische Volatilität. Solche öffentlichen Provokationen signalisieren, dass er juristische Rückschläge nicht einfach hinnehmen wird. Anleger werden sich daher weiter gegen politische Risikoereignisse absichern. Die Kombination aus juristischen Bremsklötzen und aggressiver Kommunikation kann im Extremfall sogar neue Unsicherheiten schaffen – das spricht für eine nach wie vor hohe Risikoprämie in Bewertungen.