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Tradingideen

Kaufen im Panikmodus

Börse MünchenVon fehlender Spannung an der Börse kann nicht die Rede sein, was am Freitag vergangener Woche begonnen hat, setzt sich am Montag nahtlos fort: Eine deutliche Korrektur im Dax, der bis knapp über die 17.000 Punkte-Marke fällt. In den USA sieht es nicht besser aus: „Kursverluste gehen an Wall Street weiter“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Börsen stürzen weltweit ab“, berichtet Die Welt und die Süddeutsche Zeitung erkennt ein „böses Erwachen an der Börse“. Schuld haben zum einen die KI-Werte, die zurechtgestutzt wurden: „Mag7 vor dem Aus?“ unkt Euro am Sonntag und das Handelsblatt präsentiert auf der ersten Seite einen Roboter mit Kaugummi-Bubble vorm blechernen Mund: „Die KI-Blase“. Kein Zweifel, dass sie kurz vorm Platzen zu sein scheint. Zum anderen werden jedoch sogenannte Carry-Trades als Ursache ausgemacht: „Waghalsige Wetten mit dem Yen erschüttern die Weltbörsen“, wie das Handelsblatt unter der Headline „Das Japan-Risiko“ meldet.

Kaufen im Panikmodus

„Bad news are good news“, der Satz bewahrheitet sich einmal mehr, der Absturz an den Börsen bot erwartungsgemäß ein gefundenes Fressen für die Finanzmagazine, denen er quasi frei Haus die Titelgeschichten lieferte: „Absturz oder Chance“, fragt Der Aktionär, „Diese Korrektur ist eine Einstiegschance“, ist sich Börse Online sicher und „Jetzt Kaufen“, empfiehlt Focus Money. Auf abschüssigen Felsen bedrohen sich Bulle und Bär beim Aktionär, der darauf verweist, dass „Anleger im Panikmodus“ seien, deshalb mahnt das Magazin: „Jetzt zugreifen bei Nvidia, Apple, Rheinmetall & Co“. Bei Börse Online dient ein Riesen-Chip als unübersehbarer Hinweis, dass vordringlich die KI-Aktien gemeint sind mit der Korrektur: „Kaufen: Die geheimen Gewinner der KI-Revolution – Ordern, bevor Sie jeder kennt“. Hauptsache, wir als Börse kennen die Titel und halten sie für den Handel vor, zu geheim wäre kontraproduktiv! „Wo der Einstieg noch lohnt“, unterstreicht Focus Money seine „Exklusive Analyse“. Im Heft gibt es die „Gewinner der nächsten Monate“ und einen „Warnhinweis: Finger weg von Verlierern!“ Leider weiß man oft erst, wer der Verlierer ist, wenn man die Finger schon dran hatte.

Intelligent

Ist die Künstliche Intelligenz vielleicht gar nicht so intelligent, wie (vom Menschen) gedacht? Woher kommen ihre „Halluzinationen“ und der ganze von ihnen produzierte Müll? Es liege an der Marktmacht der wenigen KI-Unternehmen und, wenn wir das vereinfachend wiederzugeben versuchen, an der Konzentration auf die Monetarisierung und das Übertrumpfen der Konkurrenz, statt dem Einbinden von Grundwerten. „Shittifizierung“ statt „Superintelligenzen“ ist ein Artikel in der Börsen-Zeitung zum Thema überschrieben und wir geben zu, dieser Titel hat uns zum Lesen bewogen. Auf den Verbraucher werden „unreife“ Systeme losgelassen und im Netz werde immer mehr Müll verbreitet. Allerdings, so unsere persönliche Beobachtung, werden wir Verbraucher des Öfteren mehr oder weniger als Versuchskaninchen missbraucht, und Müll im Netz verbreitet sich auch ohne Künstliche Intelligenz, ja meist leider ohne jegliche Intelligenz.

Sinnlos

Sinnlose Arbeit macht müde, führt zu Burn-Out und verhindert Leistungssteigerungen und den notwendigen Produktivitätszuwachs. Laut Befragungen halten Mitarbeiter 30 Prozent ihrer Arbeiten für überflüssig. „So befreit man Mitarbeiter von überflüssigen und sinnlosen Tätigkeiten“, ist ein Artikel in Capital überschrieben, der sich diesem Übel widmet und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen will. Wir ahnen, dass Arbeitgeber und -nehmer nicht immer dieselbe Art von Arbeit für überflüssig halten (Politik und Unternehmen auch nicht) und warnen Medien vorsichtshalber, dass auch der Nutzen aus ihrem Konsum von dem einen oder anderen als überflüssig und sinnlos eingeschätzt werden könnte, vor allem, wenn er die Arbeit unterbricht. Denn allein durch unnötige Besprechungen und Arbeitsunterbrechungen fallen weltweit 114 Mrd. Euro Kosten an, stellt der Thinktank Next Work hoffentlich ohne Meetings fest. Problem: Meist weiß man erst hinterher, welche Besprechung sich als überflüssig erwiesen hat. Nötig sei deshalb ein „organisatorisches Fitnessprogramm“, das zu Produktivitätssteigerungen von 20 bis 35 Prozent führe. Ob man davon auch wieder 30 Prozent als sinnlos abziehen muss, hat sich uns beim Lesen leider nicht erschlossen.

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