FR: Herr Molnar, die Zinsen bleiben das dominierende Thema an den Märkten. Wie ist die jüngste Entwicklung?
Jürgen Molnar / Robomarkets: Die jüngsten Konjunkturdaten, insbesondere der Rückgang des ISM-Index, haben die Renditen sinken lassen, was den Technologiewerten zugutekam. Die schwächeren Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe, insbesondere der Rückgang der Auftragseingänge, haben Erwartungen gedämpft und dazu geführt, dass Investoren auf sinkende Zinsen setzen.
FR: Wie sehen Sie die aktuellen Wirtschaftsaussichten in den USA?
Jürgen Molnar: Das GDP-Now-Modell der Atlanta Fed hat die Wachstumsprognose für das zweite Quartal von vier Prozent auf 1,8 Prozent gesenkt, was auf eine konjunkturelle Abkühlung hindeutet. Die Prognosen der Volkswirte liegen bei rund zwei Prozent. Diese Zahlen werfen Zweifel auf, ob Unternehmen ihre Umsatz- und Gewinnprognosen wie erwartet erfüllen können.
FR: Was bedeutet das für die Unternehmen und die nächste Berichtssaison?
Jürgen Molnar: Es ist interessant, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen für das zweite Quartal um 0,3 Prozent angehoben haben, was ungewöhnlich ist, da die Prognosen normalerweise zu Beginn eines Quartals sinken. Dies setzt die Messlatte für die nächste Berichtssaison ab Mitte Juli höher und erhöht den Druck auf die Unternehmen, positive Ergebnisse zu liefern.
FR: Könnte die konjunkturelle Abkühlung in den USA auch positive Effekte haben?
Jürgen Molnar: Ja, die konjunkturelle Abkühlung könnte positiv gesehen werden, da sie den Preisauftrieb verlangsamen und der Fed mehr Spielraum für mögliche Zinssenkungen geben könnte. Schwächere Konjunkturdaten könnten die Hoffnungen auf geldpolitische Lockerungen steigern, was wiederum den Aktienmarkt unterstützen könnte, solange die Daten nicht zu schlecht ausfallen.
FR: Wie sehen Sie die Erwartungshaltung des Marktes in Bezug auf die kommenden Entscheidungen der Fed?
Jürgen Molnar: Die Erwartungshaltung des Marktes ist entscheidend. Wenn der Markt davon ausgeht, dass die Fed aufgrund schwächerer Konjunkturdaten die Zinsen senken wird, könnte dies positiv für Aktien sein. Allerdings müssen die Konjunkturdaten im Gleichgewicht bleiben: Schwach genug, um Zinssenkungen zu rechtfertigen, aber nicht so schwach, dass sie auf eine ernsthafte Wirtschaftskrise hindeuten.