In der Fußball-Bundesliga hat das VW-Werkskonstrukt kaum mehr Freunde als die Red-Bull-Werbeträger aus Leipzig. Auch bei BMW und Mercedes dürfte man wenig erfreut sein.
Um die Leistung mancher Aktien abschätzen zu können reicht mitunter die persönliche Erfahrung als erster Indikator. Wer sich in diesen Tagen mit Autofahrern unterhält, der bekommt beim Stichwort VW eine nicht enden wollende Anekdotenvielfalt über aus Wolfsburg allein gelassene Händler, hohe Werkstattkosten und vor allem Qualitätsmängel von Softwareproblemen bis zu Motorschäden bei Aushängeschildern wie dem Golf GTI mitunter schon nach 30.000 Kilometern. Früher hätte man dies Einzelfälle genannt, doch ebenso wie bei der Lufthansa und deren Kundenzufriedenheit spiegelt sich die Minderleistung für den Kunden bei VW im Aktienkurs. 2024 geht als das Börsenjahr in die Geschichte ein, in dem internationale Top-Konzerne vor allem aus den USA Rekord um Rekord hinzaubern und ehemalige Aushängeschilder der deutschen Industrie wie Lufthansa oder Volkswagen nur so vor sich hin trudeln und den Kunden darüber hinaus mau behandeln. Ganz anders leider als die US-Konkurrenz von Amazon über Apple bis Netflix, deren Kulanzregeln sich mittlerweile rumgesprochen haben.
Harte Zeiten
Dies alles trifft auf ein Umfeld in dem mit Donald Trump und dem Thema Zölle der nächste Belastungsfaktor kommen könnte. Dabei sind nicht alle deutschen Marken schlecht im Rennen. Manche werden aber auch im Windschatten abgestraft. So war es bei BMW, die im Herbst dank der Unzulänglichkeiten bei Volkswagen erneut verkauft wurden. Manche Anleger sehen zwar die verbliebene Qualität, werfen Mercedes und BMW aber in einen Topf mit dem Sanierungsfall Volkswagen. Mit den jüngsten Bilanzen haben Analysten ihre Gewinnerwartungen noch einmal kräftig um zehn bis 20 Prozent nach unten korrigiert. „Die einstelligen KGVs von Porsche, VW, BMW und Mercedes-Benz sehen auf dem Papier verlockend aus, sind aber ein Spiegelbild der Misere“, so Stefan Riße von Acatis. „Als Kaufargument taugt die Kennzahl jedenfalls nicht mehr, denn auch der Zehnjahresdurchschnitt liegt bereits im einstelligen Bereich“, so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Kurz vor Weihnachten legte die Porsche SE angesichts ihrer Beteiligung an Porsche und VW noch einmal nach und verkündete frische Hiobsbotschaften.
Autos kaum noch relevant
Zum Glück sind die Auto-Aktien für den DAX ohnehin kaum noch relevant. „Mercedes-Benz kommt noch auf ein Indexgewicht von 2,6 Prozent, BMW und VW liegen bei rund 1,3 Prozent, Porsche deutlich darunter“, rechnet Experte Walter vor. „Damit ist die einst so wichtige Branche nur noch so groß wie die Deutsche Telekom allein“, so der Experte. Wichtig für den DAX sind die Versicherer Allianz und Münchener Rück, Airbus, Siemens und vor allem SAP. Die Papiere des Walldorfer Unternehmens haben inzwischen die erhöhte Kappungsgrenze von 15 Prozent erreicht. In Sachen Bewertung zeigt auch die Bewertung mit einem 2025er-KGV von rund 40, dass inzwischen viel Cloud- und KI-Fantasie eingepreist ist. Selbst Versicherer sind im historischen Vergleich keine Schnäppchen mehr. Die Frage, ob sich der DAX 2025 von der 20.000er-Marke nach oben absetzen kann, hängt also stark von einer Erholung der bisher zurückgebliebenen Werten ab. Leider sind genau das die Autobauer und dort ist die Hoffnung auf schnelle Besserung leider bescheiden.