
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
FR: Herr Walter, wie bewerten Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage in den USA?
Vanyo Walter: Die US-Wirtschaft zeigt zunehmend Schwächesignale. Vor allem die unsichere Handelspolitik des neuen Präsidenten Trump sorgt für Unruhe. Die jüngsten Zölle auf kanadische und mexikanische Importe sowie das Hin und Her bei weiteren Maßnahmen belasten Unternehmen und Verbraucher. Unsere Wachstumsprognose für die USA wurde deshalb von 2,2 % auf 1,8 % gesenkt. Gleichzeitig erwarten wir eine höhere Inflation, was die Federal Reserve vor schwierige Entscheidungen stellt.
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FR: In Deutschland wurde ein massives Infrastruktur- und Verteidigungsprogramm angekündigt. Welche Auswirkungen hat das?
Vanyo Walter: Das 500-Milliarden-Euro-Programm und die Ausnahmen bei der Schuldenbremse sind ein echter „Gamechanger“. Es ist die bedeutendste fiskalpolitische Wende seit Jahrzehnten. Das hat bereits zu einem starken Renditeanstieg bei zehnjährigen Bundesanleihen geführt. Wir gehen davon aus, dass diese Maßnahmen das Wirtschaftswachstum Deutschlands in den kommenden Jahren um bis zu 0,6 Prozentpunkte pro Jahr steigern könnten.
FR: Welche Folgen hat die Fiskalpolitik für die europäischen Aktienmärkte?
Vanyo Walter: Die Perspektiven haben sich deutlich verbessert. Deutschland war lange ein wirtschaftlicher Bremsklotz, nun sehen wir aber eine klare Trendwende. Internationale Investoren zeigen wieder mehr Interesse an europäischen Aktien, insbesondere an deutschen Werten. Nebenwerte mit starkem Deutschland-Fokus dürften besonders profitieren, da sie stärker von den staatlichen Investitionen abhängen als die großen internationalen DAX-Konzerne.
FR: Welche Risiken könnten diese positive Entwicklung bremsen?
Vanyo Walter: Ein großes Risiko bleibt die Handelspolitik der USA. Sollten Importzölle auf europäische Produkte eingeführt werden, könnte das die Exportwirtschaft erheblich belasten. Auch die genauen Details der Fiskalmaßnahmen in Deutschland sind noch unklar – es wird darauf ankommen, ob das Geld in produktive Investitionen oder ineffiziente Projekte fließt.
FR: Was bedeutet das alles für Anleger?
Vanyo Walter: Die Zeichen für europäische Aktien stehen langfristig auf Wachstum. Besonders interessant sind Unternehmen aus Infrastruktur, Bau und Verteidigung sowie deutsche Nebenwerte. Kurzfristig bleiben aber Unsicherheiten, vor allem durch die USA. Anleger sollten daher strategisch vorgehen, breit diversifizieren und die langfristigen Chancen nutzen.