Die Börsenwelt im ersten Halbjahr 2024 ist eine ganz Spezielle. Bei Nvidia helfen Zahlen, um den ganz besonderen Wahnsinn zu verstehen. Bei NTV durften wir unsere Strategie für das zweite Halbjahr erläutern. Nach Rekorden über 20.000 Punkten in der Nasdaq bieten sich Absicherungen an. Wie das funktioniert erklären wir hier im Video bei NTV.
Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen verliert binnen nicht einmal 48 Stunden soviel an Börsenwert wie es Anfang des Vorjahres insgesamt wert gewesen ist. Unmöglich? Für Nvidia ist dies kein Problem. Nach Wochen steigender Kurse drehte die Aktie Mitte Juni kurzzeitig in den Korrekturmodus. Innerhalb von nicht einmal zwei Tagen lösten sich 500 Milliarden an Börsenwert auf. So hoch war der Tech-Gigant Anfang 2023 insgesamt am Kapitalmarkt bewertet. „Nvidia hat in kürzester Zeit einmal sein altes Ich verloren“, bringt es Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets auf den Punkt. Ein Prozent Kursbewegung bedeutet im Falle des wertvollsten Konzerns der Welt – übrigens ähnlich wie bei Microsoft und Apple – dass sich der Firmenwert um das Volumen von BMW, Mercedes und BASF verändert. „Nvidia ist sogar zwölfmal soviel wert wie die jahrzehntelange Gewinnmaschine CocaCola“, rechnet Experte Walter vor.
In unserem Börsendienst setzen wir derzeit mit Salesforce und Lululemon auf 2 Comeback-Aktien… Bilanz unten…
Zahlen sind nicht alles
Doch nackte Bewertungszahlen sind das eine während Kursperformance Anleger im Besonderen glücklich macht. Daran kann auch ein schneller Verlust von 500 Milliarden Börsenwert nichts ändern. Denn Tech-Aktien, allen voran Nvidia und andere KI-Profiteure, gehörten im ersten Halbjahr zu den gefragtesten Werten an Börsen wie gettex. Wer hier mutig war und zu Jahresbeginn eingestiegen ist, liegt mit Nvidia gut 140 Prozent im Plus. Entsprechend stark kletterten Indizes wie der Nasdaq 100 und der S&P 500. Seit Jahresbeginn kommt der 500 Werte umfassende US-Leitindex auf ein Plus von satten 14 Prozent. „Mehr als fünf Prozentpunkte und damit gut ein Drittel des Anstiegs entfielen aber auf Nvidia“, erläutert Klaus Schulz, Deutschlandchef des Online-Brokers LYNX. „Die anderen sechs Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Alphabet und Meta steuerten gut vier Prozentpunkte bei“, so Schulz weiter.
Global gilt – America first
Die Konzentration der Aktienmärkte auf wenige Titel ist aber nicht auf die USA beschränkt. Mittlerweile entfällt ein Rekordanteil von rund 64 Prozent des globalen Aktienmarktes auf US-Unternehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die hohe Abhängigkeit der Börsen zunehmend kritisch gesehen wird. Das Wohl und Wehe der amerikanischen und damit auch der europäischen Aktienmärkte hängt vom Erfolg einer Handvoll Unternehmen ab. Sollte sich die KI-Euphorie als zu optimistisch erweisen, dürfte der Realitätscheck sehr schmerzhaft ausfallen.
Die glorreichen sieben sind gut und teuer
Blickt man so aus der Vogelperspektive auf den US-Markt, gibt es im Gesamten aber keinen Grund, sich von Aktien zu verabschieden. „Die Rally der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass Technologiewerte im S&P 500 ein deutlich höheres Gewicht haben als früher. Traditionell gestehen Investoren diesen Werten aufgrund der höheren Wachstumsraten auch höhere Bewertungen zu“, stellt Ricardo Evangelista fest, Senior Analyst beim Broker ActivTrades Europe. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der „glorreichen Sieben“ mit einem Wert von knapp 30 zwar deutlich über dem Rest des Marktes, der nur mit einem Multiplikator von rund 19 gehandelt wird. Die Spitzenwerte der Jahre 2020 und 2021 von über 40 sind noch lange nicht erreicht.
Wenige haben die Rally angeführt
Zudem ist der US-Markt auf gleichgewichteter Basis sogar fair bewertet. Und die Statistik macht Hoffnung. Seit 1980 hat der S&P 500 noch nie sein Jahreshoch im Juni erreicht. Der Dezember ist mit 23 Höchstständen der mit Abstand beste Börsenmonat. Auch für den Nasdaq 100 sieht es gut aus. Notierte der Index Ende Juni mindestens 15 Prozent im Plus, ging es seit 1995 bis zum Jahresende immer weiter nach oben.