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Tradingideen

Nvidia – China hinterlässt Spuren

Die abgelaufene Börsenwoche startete erneut mit der Erkenntnis, dass man als Anleger 72 Stunden warten sollte, bis man auf eine Äußerung des US-Präsidenten Trump reagiert. Denn wer am vergangenen Freitag auf die Androhung von 50 Prozent Zoll gegen die Europäische Union verkaufte, musste am Montag sehr viel höher wieder in den Aktienmarkt einsteigen. Denn nach einem Telefonat zwischen EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Trump pausieren auch diese Zölle bis Anfang Juli. Mal wieder ist aufgeschoben also nicht aufgehoben und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Handelsstreit dürfte die Börse in den kommenden Wochen weiter in Schach halten.

Wir stellen den Marktkommentar von RoboMarkets vor.

DAX mit neuer Bestmarke

Der DAX, der noch vor dem Wochenende bis auf 23.300 Punkte abtauchte, setzte im Wochenverlauf zu einer weiteren Rekordjagd an, die ihn in der Spitze bis auf knapp 24.400 Zähler führte. Über 1.000 Punkte also, die ein weiteres Mal auf das Konto Trump gehen. Aktuell kämpft der deutsche Leitindex mit der runden Marke.

Auch juristisches Hin und Her bei den Zöllen

Ähnliche Posse in diesem leider zu ernsten Spiel ist die Tatsache, dass ein US-Bundesgericht die von Trump am „Tag der Befreiung“ Anfang April verkündeten Zölle zunächst für unrechtmäßig erklärte, bevor ein Berufungsgericht das Urteil in diesem Fall keine 24 Stunden später wieder aufhob. Die Kursgewinne an der Wall Street über Nacht waren damit am nächsten Handelstag bereits wieder Geschichte. Das Hin und Her aus dem Weißen Haus und vor den Gerichten dürfte auch die Verhandlungen zwischen den USA und dem Rest der Welt über mögliche Handelsabkommen ziemlich durcheinanderbringen.

Nvidia erneut mit Rekordumsätzen

Der wohl prominenteste Nachzügler der Berichtssaison in den USA, Nvidia, hat ein weiteres Quartal mit Rekordumsätzen abgeschlossen. 44 Milliarden US-Dollar Erlöse bedeuten einen Anstieg von 69 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, der nur durch die Beschränkungen für Chip-Verkäufe an China gebremst wurde. Das Unternehmen konnte H20-Prozessoren im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar nicht ausliefern und rechnet deshalb mit einem Umsatzverlust von acht Milliarden US-Dollar im laufenden Quartal. CEO Huang warnte bei der Vorlage der Zahler auch davor, dass die Einschränkung der Verkaufsmöglichkeiten in China langfristig Auswirkungen auf die gesamte Branche haben könnte.

US-Techs können Gewinne nicht halten

Insgesamt aber sprechen die Ergebnisse für eine weiter hohe Nachfrage nach den Produkten von Nvidia. Und obwohl die Prognose des Unternehmens für das im Juli endende Quartal unter den Erwartungen der Wall Street lag, stieg die Aktie nach Bekanntgabe der Ergebnisse nachbörslich zunächst, um dann aber alle Gewinne im Handelsverlauf am Donnerstag wieder abzugeben. Dies zog auch den Gesamtmarkt mit nach unten, der US-Technologieindex rutschte ins Minus und könnte nun zunächst in eine Konsolidierungsphase eintreten.

Hohes Gewinnwachstum vs. steigende Anleiherenditen

Unter dem Strich kann man eine positive Bilanz der Berichtssaison an der Wall Street ziehen. Vier von fünf der im S&P 500 gelisteten Firmen haben die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen, die Unternehmensgewinne stiegen im Schnitt um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf der anderen Seite lösten die anhaltenden Sorgen um die Finanzlage in den USA in dieser Woche einen weiteren Ausverkauf langlaufender US-Staatsanleihen aus und drückten die Rendite 30-jähriger Anleihen erneut über die Fünf-Prozent-Marke. Mit steigenden Anleiherenditen steigen zum einen die Kreditkosten für Privathaushalte und Unternehmen und zum anderen werden festverzinsliche, nahezu risikolose Papiere zur Konkurrenz für Aktien. In diesem Spannungsfeld werden sich Investoren rund um den Globus in diesem Jahr wohl noch eine Weile bewegen müssen.

Was passiert in der kommenden Woche?

Es ist die Woche der Einkaufsmanagerindizes. Den Anfang machen am Montagnachmittag die Stimmungsumfragen aus den US-Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe (Dienstleistungen am Mittwoch), gefolgt von den Zahlen aus China in der Nacht zum Dienstag. Ebenfalls am Dienstag werden die Inflationsraten für die Eurozone veröffentlicht, die dann auch von der Europäischen Zentralbank in Augenschein genommen werden dürften, die am Donnerstag zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammenkommt und den Leitzins erneut um 25 Basispunkte senken sollte. Viel spannender dürfte daher die Frage sein, ob EZB-Präsidentin Lagarde zu den in dieser Woche aufgekommenen Rücktrittsspekulationen Stellung nimmt. Das Finale am Freitag findet dann wieder in Form des monatlichen Arbeitsmarktberichts aus den USA statt. Um 14:30 Uhr könnten die Karten an der Börse dann noch einmal völlig neu gemischt werden.

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