
Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.
Wenn eine Story an der Börse seit fünf Jahren lang nur eine Richtung kennt, steigt mit jeder auch noch so guten Nachricht das Risiko eines Dämpfers. Den bekam die Aktie gestern Abend nach Börsenschluss, mehr aber auch nicht. Skeptiker sehen in diesem Höhenflug erste Risse, Optimisten hoffen schon heute im regulären Handel in New York auf den Turnaround.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
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Nvidia konnte erneut ein starkes Quartalswachstum vermelden, doch der Ausblick fiel verhaltener aus. Vor allem China könnte zum Bremsklotz werden, Pekings Regierung warnt offen vor Nvidia. Wer allerdings in der Telefonkonferenz aufmerksam zugehört und zwischen den Zeilen gelesen hat, erkennt in der Vorsicht auch sehr viel Potenzial, sollte das Geschäft im Reich der Mitte wieder an Fahrt gewinnen. In China liegt der Schlüssel für die Fortsetzung der Nvidia-Story. An der Börse sorgte der Ausblick zunächst für etwas Nervosität, die Aktie verlor nach den Zahlen rund 3,5 Prozent. Der Boom lebt weiter – aber er wird anfälliger.
Ganz andere Schlagzeilen schreibt derweil Stada. Der hessische Arzneimittelhersteller will im Herbst zurück aufs Börsenparkett. Der IPO, bei dem das Unternehmen mit rund zehn Milliarden Euro bewertet werden soll, ist für Oktober geplant. Damit dürfte es der größte Börsengang in Europa in diesem Jahr werden. Vor sieben Jahren war der MDAX-Wert von Finanzinvestoren von der Börse genommen worden, nun suchen die Eigentümer den Exit.
Der Börsengang dürfte nicht nur ein Lackmustest für den IPO-, sondern auch für den europäischen und deutschen Kapitalmarkt insgesamt sein. Nach den Absagen von Brainlab und Autodoc sind erste Zweifel an der allgemeinen Finanzierungs- und Risikobereitschaft der großen Investoren und der Attraktivität des Finanzplatzes Frankfurt aufgekommen, die es zeitnah gilt, wieder zu zerstreuen. Gelingt Stada dies nicht, wäre dies auch ein Indiz dafür, dass der Bullenmarkt eine Pause oder gar eine Abkühlung benötigt.
Für den DAX ist positiv zu werten, dass auch der gestrige Ausflug unter die 24.000er Marke zunächst ohne Folgen blieb. Schnäppchenjäger hatten sich einmal mehr den Wecker gestellt. Legt sich im heutigen Handel die Nervosität über die Wachstumsstory von Nvidia wieder, könnte der erfolgreiche Test der unteren Spanne einen Ausbruch über die obere Spanne des Seitwärtstrends bei 24.500 Punkten in den kommenden Tagen bedeuten.