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Seit Jahrzehnten predigen Experten breite Streuung am Aktienmarkt und warnen vor Klumpenrisiken. 2024 scheint dies überholt. Wirklich?

Es ist verrückt. Da bauen private ebenso wie professionelle Fondsmanager breite Portfolios zusammen und dann wäre es bisher dieses Jahr das beste gewesen sein Geld in eines der drei wertvollsten Unternehmen der Welt zu stecken – Nvidia. Jeden Tag beinahe würde das Depot klettern, bisher 2024 um 135 Prozent. ETFs bilden dies nach und verstärken den Trend. „the winner takes it all“ könnte man meinen. Trotzdem oder gerade deshalb sollten sich Anleger jetzt auf wichtige Anlegerregeln besinnen. Denn Mann und Frau werden sie wieder brauchen. Bestimmt…

Regel 1: Fehler zulassen

Wer an der Börse langfristig erfolgreich sein will, braucht entweder viel Erfahrung oder einen guten Plan. Die Erfahrung ist eine Frage des Durchhaltevermögens, denn es gibt sie nur mit der Zeit und sie beinhaltet sicher auch schmerzhafte Verluste. Stellen Sie sich vor, Sie hätten im Januar 2020 begonnen, in Aktien zu investieren, kurz vor der Corona-Pandemie. Dann hätten Sie erstmal drei richtig harte Monate durchgemacht. Besser wurde es erst anschließend. Fehler zu machen, ist die erste Lektion des Marktes. Doch man lernt aus ihnen und sollte sie in Zukunft vermeiden.

Regel 2: Persönliche Strategie finden

Man kann auch mit Disziplin und einer klaren Strategie den Sprung aufs Börsenparkett wagen und vermeidet so meist größere Verluste. Für diejenigen, die ihre Geldanlage aktiv gestalten und auch aktiv traden wollen, gilt: Risiken minimieren, Gewinne maximieren. In schlauen Büchern liest man oft, nicht mehr als ein Prozent seines Kapitals in einem Trade zu riskieren. Ist der betreffende Anleger aber sehr risikoscheu, wird er selbst dann schlaflose Nächte haben. Risikofreudige Naturen dagegen gehen manchmal „sinnlose“ Trades eingehen, weil ihnen die Börse sonst keinen Spaß bereitet. Es wäre also falsch, hier pauschale Empfehlungen zu geben.

„Die Strategie der Geldanlage muss zur eigenen Persönlichkeit passen, jeder muss wissen, wo seine Schmerzgrenze liegt“, findet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Will man investieren, spekulieren oder nur zocken, welche Ziele werden verfolgt, wie viel Zeit steht zur Verfügung? Wer sich selbst kennt, wird vielleicht feststellen, dass ein Sparplan die bessere Lösung ist, während andere nur mit Hebelzertifikaten glücklich werden.

Regel 3: So geht „Money Management“

Für alle Anleger gelten die gleichen mathematischen Regeln. Höchste Zeit, die bekannteste Vorschrift des Money Managements zu erwähnen: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen. Oft werden gute Wertpapiere zu früh verkauft und schlechte viel zu lange gehalten. Das Problem: Kleinere Verluste lassen sich leicht wieder aufholen, während größere sehr schwer zu verkraften sind. „Wer nur zehn Prozent verliert, braucht einen Gewinn von gut elf Prozent, um den Rückschlag auszugleichen. Bei Verlusten von 50 Prozent ist hingegen eine Verdoppelung notwendig, was bereits extrem anspruchsvoll wird“, erläutert der RoboMarkets-Experte.

Allerdings zeigen Aktien wie Netflix oder Meta in den letzten Jahren, dass dies durchaus passieren kann. „Die Regel kann bei sehr starken Marken oder Aktien eben auch dazu führen mit einem Mal raus zu sein und den Wiedereinstieg nicht zu finden“, so Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis. Dennoch gilt: Je kleiner die Verluste sind, desto besser stehen die Chancen, sie wieder aufzuholen. Wer nur kleine Rückschläge verkraften muss, setzt sich intensiver mit Fehlern auseinander und lernt daraus.

Mühelos zum Reichtum? Vergessen Sie es!

Apropos Lernen: Fallen Sie nicht auf das Versprechen vom schnellen Reichtum herein, mit dem dubiose Online-Finanzakademien werben. Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss zuerst in seine Bildung investieren und sollte nicht blind irgendwelchen Gurus folgen, ohne die Hintergründe zu verstehen. Gerade in Deutschland steht Anlegern zum Beispiel mit Zertifikaten ein Werkzeugkasten zur Verfügung, mit dem sie auf Augenhöhe mit den Profis agieren können. Nur sind Bonus- und Discountzertifikate oder Hebelprodukte natürlich keine Garantie dafür, automatisch erfolgreicher zu sein. Studien zu Discountzertifikaten zeigen aber, dass man beispielsweise mit dieser Gattung seit Jahrzehnten sehr gut fährt und den Markt in Sachen Risiko-Rendite hinter sich lassen kann.

Zum Grundverständnis gehört auch: „Wer Aktien kauft, sollte wissen, wie das Unternehmen sein Geld verdient, wo die Risiken und wo die Chancen in der Branche liegen“, so Experte Molnar. Es ist unmöglich, jedes Unternehmen in die Tiefe zu durchdringen. Daher haben Investmentbanken mitunter einen einzigen Analysten für eine Branche oder gar ein Unternehmen.

Regel 4: Verteilen Sie Ihre Eier in mehrere Körbe

Auch nach Ostern gilt: „Nicht alle Eier in einen Korb legen“. Auch wenn die Märkte eng miteinander verbunden sind, zeigt sich auch 2024, dass es Gewinner und Verlierer gibt. „Unter den 40 Dax-Werten gab es Ende Mai mit Rheinmetall, Commerzbank, Adidas und Siemens Energy bereits vier Werte, die seit Jahresbeginn um mehr als 25 Prozent zugelegt haben. Continental, Bayer, RWE, Sartorius und Brenntag haben dagegen bereits mehr als 15 Prozent verloren“, rechnet Experte Molnar vor.

Cash bereit halten

Diversifikation ist also wichtig, um Risiken zu begrenzen. Investieren Sie Ihr Geld in verschiedene Positionen und möglichst in unterschiedliche Branchen und Instrumente. Mit Zertifikaten kann man sich zudem sehr einfach absichern. Zur Steuerung des Risikos ist auch die Liquiditätsposition eine wichtige Größe.

Regel 5: Der richtige Broker spart Geld

Schließlich fehlt als fünftem Punkt noch der richtige Partner für den Börsenhandel. Trader stellen andere Anforderungen an einen Broker als Anleger, die nur über einen Sparplan profitieren möchten. In den vergangenen Jahren haben Neo-Broker wie Smartbroker, Trade Republic oder Scalable Capital den Markt grundlegend verändert und den etablierten Anbietern mit innovativen Tools, spielerischem Zugang zur Börse, modernen Apps und vor allem günstigen Konditionen den Rang abgelaufen. Wichtig ist jedoch, sich von Lockangeboten oder einer allzu spielerischen Plattform nicht verführen zu lassen. Achten Sie vielmehr auf die Kosten und eine gute Bedienbarkeit und zu Ihren Bedürfnissen passenden Darstellungen und Haptik. Jeder Anbieter hat Stärken und Schwächen, die man kennen sollte.

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