Die ersten fünfzig Tage unter Donald Trump hätten an der Börse so schön sein können. Leider waren sie ein Desaster. Nun ist die Frage, wie schlimm es noch werden muss.
Denn womöglich muss es erst schlimm werden ehe es besser wird. Diese Losung hat zum einen Donald Trump ausgegeben, wenn es um die US-Wirtschaft geht. Doch angesichts von Zöllen und erratischen Aktionen im politischen Bereich könnte man auch für den Aktienmarkt die Frage stellen ob es nicht zunächst ziemlich übel werden muss. Einen Vorgeschmack gaben die ersten fünfzig Tage und gibt gleichzeitig das Verbrauchervertrauen vom Freitag. Die US-Verbraucher sind nämlich verunsichert angesichts dessen, was Trump auf die Beine stellt. Womöglich trifft es schon bald besser das Wort Verbrauchermisstrauen.
Dies zeigt sich schon auf der Anlageseite, wenn man die Aktie von Tesla betrachtet. Trump ist nicht der größte Freund von BMW oder Mercedes und beklagt deren hohe Präsenz auf den Straßen New Yorks und Washingtons. Also ließ er sich nach dem Kursdesaster der letzten Wochen einen fabrikneuen Tesla von Elon Musk persönlich ins Weiße Haus liefern. Fahren wird er ihn dank Secret Service natürlich nicht und primär war die Nummer eine Marketingaktion für Elon Musk. Der Tesla in der Not ist dabei sinnbildlich für die ersten Wochen seiner Amtszeit.
Zahlen sehen böse aus
„Donald Trump kommt in den ersten 50 Tagen auf eine Performance im S&P 500 von minus 5,6%“ rechnen die Analysten vom Lynx-Broker aus. Der von ihm so geringgeschätzte Barack Obama kommt auf ein minus von 15,4% in seiner ersten Amtsperiode 2009. „Obama hat Anfang 2009 aber die Lehman-Pleite unter George W. Bush geerbt und traf auf einen Aktienmarkt im Sturzflug“, ordnet Jürgen Molnar von Robomarkets ein. Dazu darf man nicht vergessen, dass der Abwärtstrend im März 2009 endete und eine lange Reise nach oben für amerikanische Aktien begann. Davon scheint Trump im März 2025 weit entfernt.
Es sieht mau aus
Selbst eine Rezession schloss Trump zuletzt nicht aus, weshalb das Wort von der Trumpzession die Runde macht. Immerhin sehen manche Analysten wie jene von Axa die Lage nicht so mau. „Wir stimmen zu, dass das schwindende US-Verbrauchervertrauen die Ausgaben belasten wird und viele Unternehmen bei Investitionen zögern. Dennoch sind wir überzeugt, dass die aufgebaute Dynamik der US-Wirtschaft hoch bleibt. Wir erwarten keine bevorstehende US-Rezession, trotz des weiterhin stark negativen Nowcast-Modells der Atlanta Fed“, so Axa.
Positive Lesart geht so
Doch gibt es immerhin antizyklische Signale, die Mut machen. Denn die Stimmung ist kurzfristig im Keller und die Kurverluste an der Wall Street haben mittlerweile selbst die Finanz-Muffel aufgeschreckt – sogar Zeitungen, die sich sonst mit Aktien kaum befassen, widmen sich nun der Talfahrt des S&P 500. Das allein ist bereits ein Hinweis darauf, dass sich ein technisch getriebenes Aufbäumen anbahnen könnte. Der Fear & Greed Index gibt ebenfalls ein klares Bild: „Mit nur noch 14 Punkten steuert die Börse direkt auf „Angst pur“ zu“, so Jürgen Molnar. Und was passiert, wenn die Angst den Markt ergreift? Richtig, eine Erholung steht in den Startlöchern. Seit dem Rekordhoch am 19. Februar hat der S&P 500 bereits 8,6 Prozent verloren – der stärkste Rückgang in diesem Zeitraum seit September 2022. Die einst gefeierten Technologieriesen, die Magnificent Seven, sind in Ungnade gefallen. „Knapp 5000 Milliarden US-Dollar sind seit dem Höhepunkt im Februar aus dem S&P 500 an Börsenwert verloren gegangen, ein beachtlicher Teil davon – 2400 Milliarden US-Dollar – allein aus der „Tech-Achillesferse“, rechnen die Lynx-Broker-Experten vor. Die Glorreichen Sieben, einst der Stolz des Marktes, waren in den ersten fünfzig Tagen eine schwere Last. Womöglich kriegen sie ja trotzdem nochmal die Kurve.