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Tradingideen

Rheinmetall testet die Decke

Die Aktie von Rheinmetall schiebt Richtung 1500 Euro. Ein Aktiensplit liegt in der Luft. Aber ist das alles durchzuhalten?

Europa war vom Krieg in der Ukraine am stärksten betroffen. Die Energieversorgung stand kurzzeitig auf der Kippe und die Folgen spüren energieintensive Branchen noch heute. Dies lässt sich auch daran ablesen, dass erst seit einigen Wochen die zweite und dritte Börsenliga ins laufen kommt während SAP oder Telekom längst Performance geliefert hatten. Bei SAP ist die Kursrally sogar soweit gekommen, dass nicht nur der Abstand zum langfristigen Durchschnitt immens ist, sondern die Deutsche Börse sogar einen neuen Index ins Leben rief, der die Leistung von SAP und die entsprechende Gewichtung abbilden soll. „Nun wäre es aber nicht das erste Mal, das eine solche Maßnahme am Höhepunkt der Outperformance eines Unternehmens verkündet wird. Dieses Thema darf 2026 somit auf Prüfung und Wiedervorlage kommen“, glaubt Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Rheinmetall als volatiler Taktgeber

Top aktuell ist aber die Entwicklung bei Rheinmetall. Denn wenn eine Aktie an einem Handelstag zehn Prozent verliert, sprechen Börsianer gewöhnlich von einer bitteren Enttäuschung oder einem Schock. Denn irgendetwas muss beim betroffenen Konzern dann im Argen liegen. Vor fünf Wochen jedoch konnte man die Kursverluste bei Rheinmetall als Hoffnungsschimmer interpretieren. Denn der Aktienmarkt preiste innerhalb weniger Stunden neue Entwicklungen bezogen auf die Ukraine ein. Konkret ging es um mögliche erste Verhandlungen zwischen den USA und Russland. Bei Rheinmetall gab es also keine negativen operativen Verwerfungen. Die Aktie litt vielmehr aufgrund der Spekulation über mögliche Gespräche zwischen Trump und Putin. So schnell der Absturz kam, so schnell war er aber auch wieder vorbei. Denn am Valentinstag hob HSBC das Kursziel für Rheinmetall auf 1000 Euro an und seither schieben Analysten die Ziele jenseits der 1500 Euro-Marke.

Gerüchte machen den Kurs

An der Börse sind solche schnellen Reaktionen oft zu beobachten. „Buy the rumor – sell the fact kennt man seit Jahrzehnten“, erläutert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets, der selbst in den 1990er-Jahren am Frankfurter Parkett als Börsenhändler unterwegs war. „Aktienmärkte preisen Entwicklungen schnell ein und über die Jahre mit extrem schnellem Computerhandel hat es sich nochmal deutlich beschleunigt“. Was immer die Wasserstandsmeldungen zur Ukraine in den kommenden Wochen sein werden – die Börse wird sie schnell verarbeiten. Abzulesen war dies jüngst auch an Aktien, die man so nicht jeden Tag auf den Gewinnerlisten sieht. „Strabag aus Österreich war ebenso wie Raiffeisen Centro oder Lufthansa in den vergangenen Jahren nicht gerade ein Highflyer am Markt“, so Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Orientierung an bestimmten Aktien

Doch genau diese drei Titel sind gegenwärtig beste Seismographen für mögliche Waffenstillstandsverhandlungen. „Die österreichischen Banken waren die ersten, die bei Ausbruch des Krieges litten und über die Zeit heftige Kursverluste einfuhren“, so Stefan Riße von Acatis. Durch die früher engen Beziehungen zu Russland war man von Sanktionen stark getroffen und musste ganze Geschäftszweige abwickeln. Die Nähe nach Osteuropa ist trotzdem geblieben. „Bei der Lufthansa haben starke Kursreaktionen auf mögliche positive Entwicklungen im Krieg Russland-Ukraine direkt monetär logische Folgen. Denn Richtung Asien muss die Lufthansa wie viele andere den russischen Luftraum umfliegen.

Lufthansa wäre Profiteur

Verbindungen nach Japan beispielsweise sind seither zum einen weniger rentabel und zum anderen konkurriert man im China-Geschäft mit jenen Airlines, die eben doch den russischen Luftraum durchfliegen. „Wir werden in China nicht von der Nachfrage gebremst, sondern von ungleichen Wettbewerbsbedingungen“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im vergangenen Herbst. Gleichzeitig hofft man, dass in zwei bis drei Jahren der russische Luftraum wieder frei sein könnte. Das würde den chinesischen Markt neu öffnen. Eine weitere Aktie, die bei Fortschritten zur Ukraine im Kurs leidet ist natürlich Hensoldt aus dem Rüstungssektor. Für sie gilt ähnliches wie für Rheinmetall, bloß hat sich noch niemand gefunden, der Hensoldt ein frisches Rekordhoch liefern konnte. Kann aber noch kommen.

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