
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
Daniel Saurenz: Vanyo, Rheinmetall ist eine der besten Aktien der Welt der vergangenen Jahrem, zumindest oberhalb des Mid-Cap-Segments. Was muss der Konzern liefern, damit diese Rallye trägt?
Vanyo Walter / Robomarkets: Vor allem starke Auftragseingänge, ein klarer Ausbaupfad der Kapazitäten und ein belastbarer Ausblick. Idealerweise sehen wir eine Prognoseanhebung oder zumindest präzise Meilensteine zur Abarbeitung des Backlogs. Ohne operative Belege wird das Bewertungsprämium angreifbar.
Daniel Saurenz: Der mögliche Zoll-Deal zwischen USA und EU könnte EU-Budgets Richtung US-Produkte lenken. Benachteiligt das europäische Defense?
Vanyo Walter: Kurzfristig ja: Ausschreibungen könnten US-Anbieter bevorzugen. Für Rheinmetall steigt damit der Druck, transatlantische Partnerschaften, Lizenzmodelle oder lokale Wertschöpfung in Schlüsselmärkten auszubauen. Strategische Antworten dazu wären am Berichtstag wichtig.
Daniel Saurenz: Worauf sollten Anleger am Donnerstag konkret achten?
Vanyo Walter: Drei Punkte: (1) Auftragseingang/Book-to-Bill als Taktgeber für 2025/26, (2) Kapazitätsausbau – neue Fertigungsstandorte, Durchlaufzeiten, Mix Munition/Landsysteme – und (3) Ausblick/Margen, inklusive Preissetzung, Materialverfügbarkeit und eventueller Anpassungen durch Zoll-/Exportthemen.
Daniel Saurenz: Technisch? Die Aktie konsolidiert seit dem Hoch bei 1.940 € und nähert sich 1.653–1.665 € Unterstützung. Wie ordnest du das ein?
Vanyo Walter: Das ist eine Schlüsselzone. Hält sie, ist eine technische Erholung plausibel. Bricht sie, droht Momentum-Verlust bis hin zum formalen Bärenmarkt. Wer investiert ist, arbeitet mit Stop-Disziplin; wer aufbaut, staffelt Einstiege und wartet den Zahlenimpuls ab.
Daniel Saurenz: Strategisch: Ausstieg aus Auto-Teilen, Zukauf mit Leonardo (Iveco-Defense) – passt das Setup?
Vanyo Walter: Ja, der Fokus auf Kern-Defense erhöht die Resilienz. Zukunftsfelder wie Cyber, Drohnen, KI-basierte Systeme sind sinnvoll, solange Kapazitätsaufbau kontrolliert bleibt. Der Rüstungszyklus bleibt intakt, aber die Kombination aus hoher Bewertung und Zoll-Nebel verlangt selektives Vorgehen und klare Execution vom Management.