Wie schnell die Stimmung an den Börsen kippen kann, haben zuletzt die US-Wahlen eindrucksvoll gezeigt. Anleger, die diese Trends frühzeitig erkennen, haben einen taktischen Vorteil. Jetzt hat gettex, das vollelektronische Direkthandelssystem der Börse München, neue Risiko-Indikatoren entwickelt, um die Stimmung der Anleger einzufangen. Feingold Research hat mit Lars Reichel, dem zuständigen Produktmanager bei gettex, über die Entwicklung und Möglichkeiten der neuen Stimmungsbarometer gesprochen.
1. Was sind die neuen gettex-Risk-Indizes und wie werden sie berechnet?
Unser Ziel war es, unsere Börsengeschäfte auf gettex zu visualisieren, um Tradern und Anlegern Aufschluss darüber zu geben, ob aktuell höhere Risiken eingegangen werden oder tendenziell vorsichtiger agiert und Sicherheit gesucht wird.
Wir haben uns dazu entschieden, insgesamt vier Indizes zu berechnen: kurz- und langfristige mit Europa- bzw. Nordamerika-Fokus. Auf die beiden Märkte entfällt ein Großteil unseres Flow – da spielt die Musik bei unseren Tradern.
Die kurzfristigen Varianten basieren ausschließlich auf gettex Aktien- und Zertifikate-Handelsdaten und werden alle drei Minuten neu berechnet. Die Handelsdaten werden mit der Anzahl der Trades, die eine eindeutige Trade-Richtung haben, und dem Umsatz berücksichtigt. Wir klassifizieren also Long- und Short-Trades.
Für die beiden langfristigen Indizes kommen noch eine Momentum- und eine Volatilitätsanalyse dazu. Wir haben hierfür unsere Handelsdaten in Relation zum Markt, also zur Indexentwicklung und zur historischen Volatilität gesetzt. Diese Varianten werden alle 60 Minuten neu berechnet und aktualisiert.
2. Was bedeutet ein positiver und ein negativer Wert?
Die Indikatoren messen die Marktstimmung und das Risikoverhalten auf Basis unserer Handelsdaten. Sind Trader bereit, höheres Risiko einzugehen („Risk On“), zeigt das Barometer Werte zwischen 0 und +1, bei großer Vorsicht und Sicherheitsverlangen („Risk Off“), Werte von 0 und -1.
3. Welche Aussagen lassen sich mit den Risk-Indikatoren ableiten und wie kann man sie für das Trading einsetzen?
Wichtig zu verstehen ist dabei, dass auch in einem negativen Marktumfeld die gettex-Risk-Indizes „Risk On“ anzeigen können. Dann nämlich, wenn Trader eine attraktive Einstiegschance erkennen oder andersherum: Laufen die Märkte hoch und die gettex-Risk-Indizes tendieren „Risk Off“ also im negativen Bereich, kann das als überhitzte Situation gedeutet werden und es werden mehr Short-Trades eingegangen. Die Frage wie die Indizes für das Trading eingesetzt werden, muss sich jeder Trader und Anleger bei der Analyse der gettex-Risk-Indizes selbst beantworten.
4. Welche Vor- und Nachteile haben die Indikatoren?
Unser Ziel war es, unsere Börsengeschäfte auf gettex zu visualisieren, um Tradern und Anlegern Aufschluss darüber zu geben, ob aktuell höhere Risiken eingegangen werden oder tendenziell vorsichtiger agiert und Sicherheit gesucht wird. Das haben wir erreicht. Wie bei jedem Indexmodell müssen Entscheidungen über Berechnungsgrundlagen, -methodik und -auswirkungen getroffen werden.
5. Wie geht es mit den Indizes weiter?
Aktuell veröffentlichen wir auf unserer Homepage unter https://www.gettex.de/risk-index/ die vier Indizes. Noch im ersten Quartal 2025 werden wir zusätzlich die einzelnen Datenpunkte der Risk-Indizes zur Verfügung stellen, um technische Analysen zu ermöglichen.