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Tradingideen

Trump – der Zoll-Ping-Pong geht weiter

Vanyo Walter ist seit Juni 2023 Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.

FR: Herr Walter, die USA haben das Inkrafttreten neuer Zölle auf EU-Waren verschoben. Entspannt das die Lage an den Märkten?

Vanyo Walter – Robomarkets: Kurzfristig ja. Die Aufschiebung der 50-Prozent-Zölle auf EU-Importe bis zum 9. Juli ist ein wichtiges Signal, dass noch Verhandlungsspielraum besteht. Für exportorientierte Unternehmen in Europa bedeutet das erstmal Aufatmen. Aber es bleibt ein Spiel auf Zeit – denn sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen massive Belastungen für Branchen wie Maschinenbau, Chemie und Luxusgüter.

FR: Welche Bedeutung hat die Nachricht für europäische Investoren?

Vanyo Walter: Sie verschafft Zeit, aber keine Sicherheit. Der Markt nimmt die Zollpause positiv auf, doch die Unsicherheit bleibt bestehen – und diese Unsicherheit kostet Risikoprämie. Anleger sollten sich bewusst sein, dass Unternehmen mit hoher US-Exposition auch weiterhin unter der Schlagkraft protektionistischer Maßnahmen leiden können. In diesem Umfeld gewinnen Titel mit starker Binnenmarktverankerung und flexibler Lieferkette an Attraktivität.

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FR: Der Umbau bei Thyssenkrupp und die mögliche Abspaltung von TKMS rücken das Thema Industrie-Transformation wieder in den Fokus. Wie bewerten Sie das?

Vanyo Walter: Das ist ein gutes Beispiel für die Neuausrichtung klassischer Industriekonzerne. Die mögliche Börsennotierung der Marinesparte zeigt, dass Thyssenkrupp sich strategisch fokussieren und Wertpotenzial heben will. Dass parallel Stellen in der Zentrale abgebaut werden sollen, passt ins Bild eines umfassenden Turnarounds, bei dem vom „alten“ Thyssenkrupp allerdings wenig übrig bleibt.

FR: Nvidia sorgt mit einem Mega-Deal über KI-Chips erneut für Aufsehen. Wie weit trägt das Thema Künstliche Intelligenz die Märkte noch?

Vanyo Walter: KI ist kein Hype, sondern eine neue industrielle Revolution. Der mögliche Kauf von 400.000 High-End-Chips durch Oracle für ein KI-Rechenzentrum mit OpenAI ist ein starkes Ausrufezeichen. Die Nachfrage nach Rechenleistung und spezialisierter Hardware wächst rasant. Nvidia bleibt einer der größten Profiteure – aber auch Zulieferer, Datenzentrenbetreiber und Softwareunternehmen könnten auf Sicht stark profitieren.

FR: Boeing will mit einem Milliardenvergleich ein Strafverfahren vermeiden. Was bedeutet das für den Luftfahrtsektor und Anleger?

Vanyo Walter: Der Vergleich bringt kurzfristig Rechtssicherheit, aber keinen echten Befreiungsschlag. Das Vertrauen in Boeing hat gelitten – und bei Investoren bleibt die Frage, wie robust das Geschäftsmodell langfristig noch ist. Der Luftfahrtsektor steht ohnehin vor einem Umbau: höhere regulatorische Anforderungen, steigende ESG-Erwartungen und geopolitische Risiken verändern das Umfeld grundlegend. Wer in den Sektor investiert, sollte sehr selektiv vorgehen.

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